Happy Mondays – Uncle Dysfunktional

Die Rückkehr der Party-Tiere: ein unterhaltsamer Altherrenwitz Von großen Männern sind oft auch große Worte überliefert: „I’m not too sure where I’ve been, I’ve just got off a plane, mate. I think it was Spain or Norway or some mad place like that… in fact ask Bez“, erklärte Shaun Ryder 1992 am Flughafen von Manchester, als die Happy Mondays gerade von einem Holland-Gastspiel zurückgekehrten. Oder war es doch Spanien? Ein Comeback-Albumtitel wie „Uncle Dysfunktional “ scheint für diese Truppe jedenfalls durchaus angemessen, Ryder und Band-Maskottchen Bez waren selbst in der notorisch feierwütigen Rave-Szene von Madehester unerreicht.

Nun sind Englands größte Party-Tiere zurück. Und ein wenig ist es so wie bei Sylvester Stallones Comeback als „Rocky“ – man ist ja schon froh, dass die alten Knaben überhaupt noch leben. Neben den beiden Gallionsfiguren ist auch der Original-Schlagzeuger Gaz Whelan dabei, und Bandfotos zeigen, was auch das Albumcover von „Uncle Dysfimkfional“ sagt: Altersweisheit darf man hier nicht erwarten.

Die Wahl des Produzenten Howie B. ist deshalb etwas überraschend: Was bitte schön hat ein Ex-Björk– und Ex-U2-Produzent, der selber auch ganz gerne mal kuschelweiche „Music For Babies“ veröffentlicht, bei den Mondays verloren? Doch B. hat seinenjob ernstgenommen und fast übererfüllt.

In „Jellybean“ träumt Shaun Ryder davon, eine Frau zu sein: „Now that I am naked, I’m a lady.“ Das gefällt ihm, und er will sofort seine Titten auf den Boden pressen, seinen Arsch im feuchten Gras spüren, und selbst Babys möchte er machen – solange sie „crazy“ sind. Die Musik dazu klingt unmissverständlich nach dem klassischen Elefanten-Hosen-Sound – stampfender Beat, dröhnende Gitarren und ein wie irre klimperndes Piano. Zum Schluss schwellen die Chöre geradezu hymnisch an. Man kann das als peinliches Selbst-Plagiat sehen, man kann es aber auch einfach als derben Altmänner-Spaß goutieren, denn unterhaltsam ist das allemal. „Deviants“ suhlt sich in Beschreibungen dessen, was eine Frau so alles anfangen kann mit einer kleinen Fleischwurst: lecken, schlucken, massieren, treten und so weiter. Was alten Ravern beim Pornogucken halt so einfällt. „Rats With Wings“ stampft dafür ganz ordentlich, mit Blues-Sample und saftiger Gitarre; „In The Blood“ klingt wie der Happy-Mondays-Remix eines bisher unbekannten Stones-Songs. Um dazu ein paar hochprozentige Getränke zu kippen, taugt „Uncle Dysfunktional“ allemal – wir werden ja alle nicht jünger.

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