Haruomi Hosono

Archival Series

Zwei sehr unterschiedliche Alben des japanischen Pop-Pioniers

Ob es wohl daran lag dass Mac DeMarco und Devendra Banhart ihn in Interviews immer wieder in den Himmel lobten? So oder so: Dass die Alben von Haruomi Hosono auch im Westen erscheinen, war längst überfällig. Der 71-Jährige hatte bei den größten Pioniertaten der japanischen Popgeschichte seine Finger im Spiel. Anfang der Siebziger gründete er die Folk-Rocker Happy End, die zumindest dem Einfluss nach zu Recht als „japanische Beatles“ gelten. 1978, fünf Jahre nach dem letzten, von Beach-Boys-Arrangeur Van Dyke Parks produzierten Happy-End-Album, erdachte Hosono das Yellow Magic Orchestra, dessen Synth-Pop auf Hip-Hop und Techno einen ähnlich großen Einfluss hatte wie Kraftwerk.

Ambivalente Liebe zur See

Als Solokünstler veröffentlichte Hosono über 30 Alben in den unterschiedlichsten Stilen. In den EU-Reissues sind zwar nur zwei davon enthalten, die Frühwerke stecken die Pole seines Werks jedoch gut ab. Auf dem Debüt „Hosono House“ (★★★★, 1973) verbeugte sich der Schnauzbartträger mit tief entspannter Zen-Americana vor James Taylor und The Band. Das von einer Indien-Reise beeinflusste „Cochin Moon“(★★★), das Hosono 1978 mit seinem YMO-Kollegen Ryuchi Sakamoto einspielte, zieht einen dagegen tief in ein Dickicht aus fiebrigen Elektro-Klängen und aus japanischer Sicht erzählter „World Music“, die den Eurozentrismus, an den wir uns beim Konsum von Popmusik so gewöhnt haben, in neuem Licht erscheinen lässt.

Das Motiv des Reisens zieht sich durch viele seiner Alben. Mit intuitiver Abenteuerlust und humorvollem Blick für Details war Hosono dabei jedoch immer eher Backpacker als Forschungsreisender.

Die ambivalente Liebe zur See, die dabei oft durchscheint, dürfte übrigens mit seiner Familiengeschichte zu tun haben: Hosonos Großvater war der einzige japanische Passagier, der den Untergang der Titanic überlebte. Weil er sich unter Frauen und Kindern auf ein Rettungsboot geflüchtet hatte, statt einen ehrenhaften Tod zu sterben, galt er in Japan lange als Schande der Nation.

(Light In The Attic)