Hazeldine – Double Back

Die drei Grazien überzeugen ohne Drummer mit neuer Power Das romantisierte Ding mit der Wüste hat sich erledigt. Ebenso wie das unrealistische Ding mit der großen Karriere. Das zweite Hazeldine-Album „Digging You Up“, versunken auf dem Grund der Polygram-Universal-Fusion, harrt bis heute seiner US-Veröffentlichung. Die Damen selbst hielt es nicht mehr in Albuquerque, New Mexico. Shawn Barton verzog nach Colorado, Tonya Lamm zurück nach North Carolina, Anne Tkach machte in Missouri und als Bassistin bei Nadine fest. Aber von einander lassen können die drei nach dem Abgang von Drummer Jeffrey Richards doch nicht, zumal es da ein deutsches Label gibt, dessen Tür jederzeit weit offen steht für sie.

In mancher Hinsicht sind Hazeldine mit „Double Back“ eine gewöhnlichere Band geworden, dabei aber ungewöhnlich genug geblieben, um im weiten Americana-Feld herauszuragen. Wie rührend fragiL wie ungeschützt klingt heute „How Bees Fly“, das formidable Debüt. Dieser intime Zauber, der zugleich bar jeder Gefühlsduselei oft verstörend Distanz hielt, klingt

in Songs wie „Miss Ordinary“ und „Twisted“ nach, geht aber doch oft verloren.

Und was haben Hazeldine gewonnen? Ura’s banal zu sagen: Powec Chris Stamey (db’s) versteht sich als neuer Produzent auf einen dichten, profunden Sound mit satten Gitarren und treibend-lautmalenden Drums, mit Sinn aber auch für die akustische Lücke und vor allem die für Hazeldine so essenziellen Bittersweet-Harmonies von Barton und Lamm. Ein aufgekratzter Rocker („Sunset Strip“) erfüllt hier dieselbe Funktion wie einst „Real Light“ auf dem Jayhawks-Album „Ibmorrow The Green Grass“ – als kleines Intermezzo auf dem Weg zum nächsten gebrochenen Herzen. Das kommt auch bei Hazeldine bestimmt, immer noch. Es schlägt waidwund im Country-Takt zwischen den Scherben eines „Broken Glass“ und stellt ewig blöde Fragen („When will I learn?“), es kauert mit den besten Wünschen beim nächsten Whiskey in „Fletcher’s Bar“, es verliert sich in der überlebensgroßen Sehnsucht eines „Valentine“, ja es macht sogar im Hafen von „Rostock“ flüchtig fest.

Wie heißt’s so schön? Stillstand ist der Tod. Hazeldine aber leben nachweislich. Und gar nicht schlecht.

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