Heidi Spencer And The Rare Birds :: Under Streetlight Glow

Windschiefer Country und Songwriter-Folk aus Milwaukee

Heidi Spencer aus Milwaukee sagt offenbar solchen Menschen etwas, die sich mit der US-amerikanischen Indie-Kurzfilmszene auskennen, aber wer tut das schon? Wenn Spencer ihre Filme macht wie ihre Musik, sind sie nicht künstlich, sondern echt, nicht glitzernd, sondern ein bisschen zerkratzt – und sie spielen im richtigen amerikanischen Leben, nicht in Hollywood.

Auf ihrem Debütalbum „Under Streetlight Glow“ sind windschiefer Country und ein Songwriter-Folk, der an die liebestrunkene und weinselige Musik von Rickie Lee Jones und Victoria Williams erinnert – eher nicht an klassische Country-Chanteusen, denn Spencer verzichtet in ihren Liedern auf jeden Glamour und jede stilistische Überhöhung. Die Gitarre spielt an den Trommeln vorbei, das Piano torkelt durch die Takte, ganze Lieder kommen ins Trudeln. Das ist das Ausdrucksmittel wahrer, vom Leben geknickter Romantik, und von eben dieser singt Heidi Spencer. In manchen Liedern klingt die Künstlerin verschlafen und grantig, in anderen liebevoll und zart, immer jedoch zartbitter, sehnsüchtig. Der Legende nach hat Spencer lange im Auto gelebt und ist ständig von einem Bundesstaat zum anderen gereist – das ist eine schöne Vorstellung, die zu dieser Musik passt.

Ein besonders gutes Lied ist „Red Sky“, ein wackeliger Walzer mit zitternder Tremologitarre, wie ihn auch Magnolia Electric Co. spielen könnten. Spencer singt: „Red sky tonight/ I will take delight/ It’s not a matter of landing/ It’s a matter of flight.“ Immer weiter im Licht von Stern und Straßenlaterne, das Heil liegt in der Flucht: Die Platte ist ein Roadmovie. (Bella Union/Cooperative) Jörn Schlüter

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