Henry Sende: James und der Riesenpfirsich
Henry Selicks Stopmotion-Debüt „Nightmare Before Christmas“, produziert von Tim Burton („Edward mit den Scherenhänden“), war ein bizarres Gruselmärchen mit virtuosen Einfallen. Ihre Adaption von Roald Dahls wunderbarem Kinderbuch aber ist in Magie und Herzlichkeit nur mit Disneys Zeichentrickfilm „Dschungelbuch“ vergleichbar. Diese Gutenacht-Geschichte vom Waisenjungen James, der auf einem gigantischen Pfirsich mit spleenigen Insekten vor seinen Schreckschrauben-Tanten bis nach New York flieht und allerlei Abenteuer besteht, hat das Duo zu einem Prachtwerk an Finessen und Farben stilisiert Diese Fabel ist ein köstlicher Reigen aus Musical, Märchen und den Abenteuern Jules Vernes. Am Anfang und Ende agieren Schauspieler in Kulissen, die an Grußkarten der 40er Jahre erinnern, und die Mondsichel klebt wie an der Decke eines Kinderzimmers. Selick kittet so den Bruch von Realfiguren zur Animation, bis die Gestik, Knopf augen und Charaktere seiner Puppen fast realer scheinen. Er zeigt keine Illusion, sondern pure Phantasie als Gleichnis über Sehnsucht, Ehrlichkeit, Vergebung und darüber, wie sich das Leben zum Traum verhält. „Wir sind Freunde – für immer und ewig“, versprechen sich James und die Insekten. Da wurde sogar der Sarkastiker Randy Newman sentimental -und spielt selig „We’re Family“.