Her Space Holiday

XOXO, Panda And The New Kid Revival

Wichita

Marc Bianchi hat sich ein Alter Ego geschaffen: Unter dem Namen XOXO, Panda soll Musik entstehen, die mit Hilfe herkömmlicher Instrumente geschaffen wird, nicht am Computer. Eben der ist hier ja sonst der Ausgangspunkt- Marc Bianchi mag quirky sounds und billige Beats, es ist bei ihm eine Art Ablenkung vom Wesentlichen. Vor mehr als einer Dekade war er einer der Ersten, der sich seine Musik wieder selbst machte und die Regeln der Kunst sabotierte.

Dieses neue Album ist keine Rückkehr, weil es ja keinen Punkt gibt, an den Bianchi zurückkehren könnte – alles ist immer im Fluss, nichts ist fertig. Doch obwohl man Her Space Holiday also nie ganz festnageln konnte, ist „XOXO, Panda And The New Kid Revival“ eine Überraschung.

Bianchi lässt richtig trommeln und spielt akustische Gitarren, Banjos und Glockenspiele. Wonnige Popmusik kommt heraus, windschief gesungen und auf linkische Weise opulent arrangiert. Lieder wie das lustig marschierende „The Year In Review“ evozieren den Ideenreichtum der psychedelischen Sechziger, überhaupt zitiert Bianchi oft den Pop jener Dekade. Aus Farfisa-Orgeln, Spector-artigen Hallräumen und unschuldig gepickten E-Gitarren werden herrlich unbedarfte Playbacks, deren Freigeistigkeit an die Zeit erinnert, als man das Tonstudio noch als Spielweise begriff.

Der Spaß ist natürlich kurzfristig. Marc Bianchi hat ganz offensichtlich vor allem die neue Ausdrucksweise und den Produktionsprozess im Kopf, nicht das einzelne Lied. Das Spontane, Unüberlegte, Achselzuckende gehört zum Wesen dieses Künstlers, man kann es nur insgesamt kritisieren. Und wünscht sich am Ende trotzdem mehr kompositorische Substanz hinter all der überbordenden Kreativität. (Wichita/Cooperative)