Holly Cole – Dark, Dear Heart; Patty Larkin – Perishable Fruit :: Metro Blue/EMI; High Street/ ARIS

Es gibt Vergleiche, die hinken. Und es gibt Vergleiche, die ganz schwer hinken. Konkret: Der US-Kritiker, der Patty Larkin mit“dem Besten von Bonnie Raitt in eine Schublade steckt und auch noch vom gewichtigen Feuilleton der „New York Times“ kommt, tut dieser Songschreiberin wahrlich keinen Gefallen. Und die Plattenfirma, die das dann unrelativiert ins Kurz-Info drucken läßt, auch nicht). Dabei legt schon ein aufmerksamer Blick aufs Cover von „Perishable Fruit“ nahe, daß sich diese Frau nicht mit bodenständigem Blues- und Rock-Gewerbe zu begnügen gedenkt. „Plucked, thumped, and sampled on stringed instruments“, steht da nämlich geschrieben.

Mit Hufe einiger Freunde und von „Mixmaster“ Ben Wisch spinnt Larkin denn auch ein fast schlagwerkloses, dennoch rhythmisch wunderbar ausdifferenziertes Song-Netzwerk, in dem viele, viele reife Früchtchen hängenbleiben. Das staunende Rotkäppchen in dem traditionellen Macho-Gewerbe Rock’n’Roll („Wolf At The Door“) etwa. Oder ein Vorzeigestück über Verrat in einer Zeit, da Freundschaft zur bloßen Modeerscheinung degeneriert ist und Mitgefühl beim eitlen Blick in den „Rear View Mirror“ (Songtitel) schwer unter die Räder kommt.

Diese fest verwobene Einheit von Klang und Poesie, von Stimme(n) und Wort, diese ganz schwerelose Kunstfertigkeit der Arrangements, der absolut eigenständige, perkussive Gitarrenstil („Angels Wings“!), der Gleichklang von schonungsloser Wahrhaftigkeit, schmerzlicher Intimität und femininem Mutterwitz lassen, wenn schon Vergleiche, dann nur einen zu, der vielleicht nur ein ganz bißchen hinkt: Joni Mitchell dürfte wohl nichts dagegen haben, wenn Patty Larkin in ihre Fußstapfen rutscht. Und die sind gar nicht mal zu groß.

Kollegin Holly Cole – anders als Larkin eine reine Interpretin – riskiert auf „Dark, Dear Heart“ gar den direkten Vergleich. Und zieht bei Mitchells „River“ (laut Cole „ein Song über kleine Fluchten“) nur knapp, aber mit Anstand den Kürzeren. Wer Mitchell zu covern wagt, der muß nicht mehr viel furchten. Tatsächlich verfügt Cole als Vokal-Stilistin über eine stupende Selbstsicherheit und Intuition, die selbst die idiosynkratischen Vorlagen einer Mary Margaret O’Hara kaum zu erschüttern vermögen. Auch Leichteres führt sie wohldosiert im Angebot, von Lennon/McCartney („I’ve Just Seen A Face“) bis zu bisher Ungehörtem von Sheryl Crow („You Want More“).

Ergibt den coolsten Adult-Pop, den man derzeit käuflich erwerben kann, um die kleinen Leidenschaftenjenseits der 30 wahlweise zu befeuern oder zu besänftigen. Gewohnt sophisticated, abgeklärt und reduziert-modern produziert hat das übrigens kein anderer als der Mitchell-Vertraute Larry Klein. So schließen sich die Kreise. Selbst wenn die Vergleiche hinken.

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