Hothouse Flowers – Into Your Heart
Das Lob des Landsmannes. Bono hält Liam O Maonlai für „den besten weißen Soul-Sänger in der Welt“. Und die Hothouse Flowers für so gut, dass es sie „auf Rezept“ geben sollte. Über das erste Urteil lässt sich unter Umständen noch streiten. Eine saftige Apothekengebühr aber sollte man heute nur noch im Notfall in die Band investieren.
Und damit kommen wir zum Serviceteil für die jüngeren Leser. Die ehemaligen Straßenmusiker aus Dublin waren eine halbwegs große Nummer in den späten 80er, frühen 90er Jahren. „Best unsigned band in Europe“, stöhnte die US-Ausgabe dieses Magazins nach einer Single auf dem U2-Label Mother. Es folgten: Major-Deal. Hits („Don’t Go“), vier Alben, Tourneen mit den Stones. 1997 war erst einmal finito, weil sie „die frische Luft der Möglichkeit fühlen“ wollten, nicht weiterzumachen (so Liam in Atemnot). Sessionarbeit mit den Waterboys, Indigo Girls, Ron Wood etc. Aber auf Dauer ging’s halt doch nicht ohne und allein. Mögen die Gefühle noch so rau sein, die Fiachna O’Braonain da jetzt auf „Into Your Heart“ heraufbeschwören will, er und Peter O’Toole, der andere Songwriter der Band, finden nur viel zu selten wirklich schlüssige und nicht schon tausendmal durchgenudelte Metaphern, um diesen ewigen Emotionen (you rutme it…) einen musikalischen Ausdruck zu geben, der nicht so schnell verbraucht ist und verpufft wie schon die Songtitel: „Your Love Goes On“, „The End Of The Road“, „Better Man“ etc. pp.
Und wenn’s dann doch mal gewagt sein soll, etwa in „Baby I Got You“, kommt sowas dabei raus: „I’m a simple man and I don’t want to possess you, so just take my hand and I promise to undress you.“ Bitte?! Irischer Humor? Oder gar die „Botschaft zwischen den Zeilen“, die Liam so gern in diesen schrecklich einleuchtenden Songs versenden würde? „Hallelujah“ heißt natürlich auch einer. In ihren schlechtesten Momenten klingen die Hothouse Flowers leider nur noch wie eine Biergartenversion von Simply Red. Dann lieber gleich rauf auf den Dancefloor, wo sie mit „Tell Me“ nicht so hüftsteif wirken, wie man vermuten könnte. Vielleicht sollten sie aber doch wieder einfach auf die Straße gehen. Und dort sich überschlagenden Traditional-Folk singen und spielen wie im abschließenden Live-Stück „Si Do Mhamo’l“.
Und die Moral von der Geschicht‘? Vertrauen sie nicht auf Landsmänner! Iren zumal. Sie könnten zu befangen sein.