Ian Brown – My Way :: Der Aufmucker

Experten in Sachen lan Brown findet man längst nicht mehr bloß unter Musikkritikern, die häufig immer noch nur mit Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals vom Leben und Sterben der Stone Roses, bei den Brown einst Sänger war, erzählen können.

Nein, inzwischen liest man über ihn auch in der „Gala“. Zum Beispiel, dass aus der Stone Roses-Reunion nur deshalb nichts wurde, weil lan Browns neunjähriger Sohn Emilio das nicht wollte. Oder dass einige Songs auf diesem so autobiografisch aufstampfenden Album „My Way“ eigentlich gar nicht fürs Brownsche Solowerk bestimmt waren. Etwa diese Wahnsinns-Anmache namens „Stellify“, die mit einem hämmernden Klavier und einem unwiderstehlichen Blechbläser-Ensemble alles mit sich fortreißt, das im Weg steht. Dass ursprünglich R&B-Schnuckelchen Rihanna die Nummer interpretieren sollte, hat lan Brown dann aber doch noch zu verhindern gewusst. Schließlich versteht er „My Way“ als seine Antwort auf Michael Jacksons „Thriller“: als ein Album, das nur aus Singles besteht. Und tatsächlich traut man jedem Song auf dem Album zu, ein Hit zu werden.

Selbst die mit Analog-Synthie-Sounds um einen monotonen Beat kreisende Krisennummer „Crowning Of The Poor“, in der Brown wieder einmal mit der Arbeiterklasse flirtet („I’m the son of a poor boy/ Showed me nobody better than I/ He’s the son of a poor girl/ Twirled her hair so ’s to make it curl“), taugt zum Ohrwurm. Ebenso die hypnotische Hymne “ Just Like You“, das mit Mariachi-Trompete aufgepimpte Zager & Evans-Cover „In The Year 2525“, der melancholische „With Or Without You“-Rip-Off“ Always Remember Me“, das elegische „For The Glory“ oder das La Roux den Kampf ansagende „Marathon Man“, in dem lan Brown sich als der Mann, den keiner einholen kann, inszeniert.

Während stampfende Beats musikalisch das Album prägen, sind es textlich die dazu passenden aufmüpfigen Bekenntnisse zum Eigenbrötler-Dasein: „I’m movin‘ on further/ Im swimming upstream/ I’m doing my best/ I’m holding on to the dream“, verspricht Brown etwa in „Laugh Now“. Und „Vanity Kills“ lässt er zu einem in sanften Elektropop verpackten Trotz-alledem-Manifest werden: „With nothing to lose/ I’d do it all again.“ Kaum zu glauben, dass er und sein Songwriting-Partner Dave McCracken (verstärkt durch Amanda Ghost) die Nummer eigentlich für Kanye Wests Album „8O8s and Heartbreak“ geschrieben haben.

Nicht nur im abschließenden gospelhaften „So High“ kommt lan Brown den Sternen auf „My Way“ verdammt nah. Und die Stone Roses scheinen unendlich weit entfernt.

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