Ian Brown – Unfinished Monkey Business

Wenn bloß der Sänger singen könnte. Das Stone Roses-Stoßgebet, leider nie erhört. Es mag weitaus miesere Sänger geben als Ian Brown, aber daß er das schwächste Glied in der Gruppen-Kette war, steht außer Frage. Anfangs fiel dieser unglückliche Umstand noch nicht sonderlich ins Gewicht, weil die hermeneutische Stimmigkeit der Roses-Singles so mitreißend war und die Vocals so perfekt integriert, daß ein Auseinanderdividieren der Versatzstücke wenig Sinn machte. „Second Coming“, ihre Wiederkunft nach fast fünfjähriger Zwangspause, förderte das Manko dann freilich unüberhörbar zutage. Das Rock-Album exponierte den Lead-Sänger. weit mehr jedenfalls als die Pop-Perlen von ehedem. Noch schonungsloser legten sukzessive Live-Auftritte des Vbkalisten Sangesdefizite bloß. Kein Wunder mithin, daß Ian Brown nach der endgültigen Auflösung der Roses beschloß, dem Music-Biz den Rücken zu kehren und künftig Rosen zu züchten. Kein Witz. Er wurde Gärtner.

Doch Fans und Freunde mochten sich damit nicht abfinden, rieten Brown zu einer Solo-Karriere, ließen einfach nicht locker und machten den Gärtner schließlich zum Bock, der sich unversehens in einem Studio wiederfand, Songs schreibend, Instrumente ausprobierend, Musik machend. „I never realised that I was musical“, sagt Ian Brown treuherzig. Natürlich standen ihm die alten Mitstreiter zur Seite, Reni und Mani an Bass’n’Drums, nur John Squire glänzte durch Abwesenheit. Ein paar Wochen lang wurden Sound-Experimente gemacht, es wurde gegniedelt und gefriemelt, es wurde mächtig abgehängt. Und das Resultat läßt sich, je nach Perspektive, als relaxed und atmosphärisch beschreiben oder als lasch und launig.

Das Album eröffnet mit Klangmalereien, Glockengeläut und Gary-Glitter-Bumms-Beats und endet ebenso, aber mit Trompetenschall. „I love trumpets“, verkündet Brown, „they’re triumphant.“ Die Töne dazwischen sind ein veritabler Trip mit allem Drum und Dran, Indien und Mondlandung inclusive. Musikalisch trippy bis funky, idiomatisch baggy bis groovy, plätschert „Monkey Business“ in unbekümmerter DIY-Art dahin. Unfinished? Definitely. Vorlage war wohl „Vanishing Point“ von Primal Scream, ohne deren Ernsthaftigkeit, ohne Dub-Exzesse und Electro-Grooves freilich. Ian Brown verhält sich zu Primal Scream wie die Seahorses zu Led Zeppelin. Ersatz, mager. 2,0

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