Im Westen der Himmel :: Schwerer Dunkelpop aus Berlin, von Wim Wenders gefördert

Egal. Obschon bereits seit Ende der 80er-Jahre in wechselnder Besetzung aktiv, ist diese Berliner Band bisher ein Insider-Thema geblieben.

Was denn doch verwundert, bedenkt man, was seitdem an Dunkel-Artverwandtem (keine Namen, bitte) auch auf die ganz große Bühne fand. Da kann ein bisschen namhafte Protektion fürs schon sechste Album nicht schaden, nachdem Wenders Infamis 2008 für sich entdeckt hatte. In San Francisco. In einer Musiksendung für „Radio Goethe“. Wenders nennt Schwettge denn auch gleich mal einen „Dichter“, wohl wissend, dass auch dieser Texter ohne seine Töne doch nur halb so wirkungsvoll wäre. Wenn sie etwa in „Cafard“ die Notizen des leicht angewiderten Flaneurs im Wohlstandsbauch zu einem untergründigen Sog verdichten. „Auch am Rand ist’s hier noch Mitte“, weiß Schwettge um die eigene Privilegiertheit. Während wir spätestens hier wissen, warum ein gewisser Delay Smith als fünftes Bandmitglied geführt wird, mit dem Aufgabengebiet „Sound, Mischen, Geräusche“.

Die demonstrative Schwere von Stücken wie „Ihr“ kontern Infamis mit einer schwungvollen Spaghetti-Western-Einlage („Ein weiterer Tag“), mit der strukturgebenden Miniaturen-Folge „Entracte“ (1 bis 4) oder im Dreivierteltakt eines „Walzer“ – und hier spricht er auch mal, der Dichter. Das Hymnische liegt der Band dann nicht so („Keith“), während es der energische, kunstvoll verzögerte Slide/Banjo-Ritt „Le Grand“ schon schwer in sich hat. „Hääääände hoch hier kommt das Zittern“, verkündet Schwettge in Apostel-Manier, als die Musik mittendrin verebbt bis aufs Jaulen und Flirren einiger Saiten. „Die große Frage, was noch bleibt “ Ist das „Ganz großes Kino“, wie anfangs verheißen? Sagen wir so: Man bleibt bis zum Abspann ganz gern sitzen. (Wenders Music) JÖRG FEYER

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