India.Arie – Voyage To India :: Motown
Ein bisschen muss sie das ja schon gewurmt haben. Für gleich sieben Grammys nominiert zu werden – und dann nicht einen einzigen in die gute Stube stellen zu können. Doch der kurze Moment des Grolls verfliegt vermutlich sehr schnell bei einer, die Geben grundsätzlich für gesünder als Nehmen hält. Weshalb die Schöne aus Atlanta auch kaum ein Jahr nach dem Multi-Platin-Debüt „Acoustic Soul“ gleich die nächste Morgengabe bereithält.
Die, das muss leider festgestellt werden, nicht ganz so taufrisch daherkommt wie es zuweilen der Einstand tat. Was weniger an so mancher „spiritueller“ Love & Karma-Platitüde hegt, welche die Advokatin einer „feminine energy“ („Talk To Her“) nach wie vor so lässig platziert, als hätte sie in jungen Jahren schon alle Weisheit intus. Manche Altklugheit und selbst das Stereotyp von den „Little Things“ schluckt man ja zuweilen erstaunlich anstandslos, wenn der Rest zu betören vermag. Gegen ein entschlossenes Carpe Diem ist auch wenig einzuwenden. Das gibt ihrer „Voyage To India“ auf den Spuren des großen Vorbilds Stevie W. ein Leitmotiv, in akustischen Intermezzi, die natürlich nur „Growth“, „Healing“ und „Gratitude“ betitelt sein können.
Nur hat India.Arie ihre Tage leider zu wenig genutzt, um genügend Songs zu schreiben, die für etwas mehr Spannkraft im so wohlig dosierten Soul-Folk-Ambiente sorgen könnten. Am besten gelingt das noch, wo sie weitgehend auf sich gestellt ist und nichts weiter als die große Liebe beschwören will. Die wahlweise als „Beautiful Surprise“ oder „Complicated Melody“ daherkommt.
Trotzdem ist India.Arie natürlich zu beneiden. Ihr reicht nämlich ein Tauchgang in St. Lucia und der Blick auf farbenfrohe Trompetenfische, um etwaige Zweifel zu besänftigen – „God Is Real“. Harter Tobak für (relativ) Ungläubige wie uns. Erst recht für die, die sich derartige Spaße nicht leisten können.