Inhaler

„Open Wide“ – Groß gedacht

Polydor/Universal (VÖ: 7.2.)

Wer klassischen Rock mag, wird Elijah Hewsons Band lieben.

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Natürlich könnte auch auf diesem dritten Inhaler-Album stehen: „Für Fans von U2“. Elijah Hewson hat nun mal Bonos Stimme geerbt – so eindeutig, dass es immer wieder frappierend ist. Aber es könnte auch einfach heißen: „Für Fans von klassischer Rockmusik“. Weil Inhaler inzwischen sehr genau wissen, was sie tun – und das machen sie sehr, sehr gut. Es gibt viele seltsame Liebesgeschichten hier, komplizierte Verstrickungen und zweifelhafte Motive. Es geht gleich stark los mit „Eddie In The Darkness“ und „Billy (Yeah Yeah Yeah)“, dann folgt das gespenstische „Your House“: „There ain’t a sharp enough knife/ To cut me out of life“ könnte wie eine leidenschaftliche Liebeserklärung klingen – oder fast wie eine Drohung. So wie Elijah es singt, ist das nicht ganz klar, und das macht natürlich den Reiz aus. Außerdem setzt sich der Chorus mit dem House Gospel Choir sofort im Gehirn fest.

Die Stimme hat er geerbt, den Ruhm erarbeitet er sich selbst

Vieles auf „Open Wide “ ist fragil und fraglich, nur die Musik nicht. Die ist GROSS, in jeder Beziehung. Groß gedacht, groß angelegt. Zum Glück haben Inhaler auch die passenden Melodien dafür und einen Sinn für die richtige Umsetzung – Stadionrock im Sinne von allzu gefällig ist es nicht. Aber es sind durchgehend Hymnen, mit einem treibenden Schlagzeug und quengelnden Gitarren. Nur selten brechen Inhaler aus den gängigen Strukturen aus – und warum sollten sie auch, wenn sie sich innerhalb dieser jeweils drei bis vier Minuten so frei und unbeschwert bewegen? Nur der epische Titelsong lässt sich etwas mehr Zeit, um auf den Punkt zu kommen: „Love is a terror/ Got my arms out open wide!“ Das Chaos ist herzlich willkommen, vermeiden lässt es sich sowieso nicht.

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In „Still Young“ behauptet Hewson, dass er noch viel Zeit habe – und in „Concrete“ sieht er sich als „just drunk on a dream“. Doch „Open Wide “ hört sich insgesamt so mächtig und ehrgeizig an, dass man wohl nicht damit rechnen sollte, dass er sich demnächst in die Träumerle-Hängematte legt. Dem Vorwurf der Vetternwirtschaft, den sich viele „Nepo-Babys“ gefallen lassen müssen, setzt Elijah Hewson seinen Fleiß entgegen. Die Stimme hat er geerbt, den Ruhm erarbeitet er sich selbst.

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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 2/25.