Iron & Wine – The Shepherd’s Dog :: Der sanfteste aller Schrate mit verspielt filiganem Folk

Rein äußerlich passt der Vollbartträger Sam Beam alias Iron & Wine sicher ganz gut in die Reihe genialischer Schrate. Allerdings hat er nicht die existenzielle Tiefe und wundersame Zerbrechlichkeit von Will Oldham, nicht Bill Callahans Stoizismus und keinen verqueeren Exoten-Bonus wie Devendra Banhart. Seine Stimme ist zu sanft, seine Musik nicht idiosynkratisch genug. Ja, wenn man böse wäre, könnte man sagen, er klinge wie die Antwort der Appalachen auf Jack Johnson, so gefällig und wohltönend gleitet sein Folk-Pop manchmal dahin.

Doch auf seinem dritten Album „The Shepherd’s Dog“ wird klar, dass seine Musik eher dem Hypno-Folk von James Yorkston und dem verspielten, Roots und Showtunes verschränkenden Songwriting von Sufjan Stevens nahe steht. Filigran blendet Sam Beam hier alte Balladen, Westcoast-Folk, Psychedelia und weirde Americana zusammen. Breitet Jingle-Jangle- und Rückwärtsgitarren, hypnotische Harmonien und Rhythmen wie eine pastellfarbene Tagesdecke über seine Songs, die in ihrer zauberhaften Naivität an die besten Hippietage im Laurel Canyon erinnern. „The Devil Never Sleeps“ etwa lässt an Joni Mitchells „You Turn Me On I’m A Radio“ denken, das Titelstück klingt wie CSNY, sacht ins 21. Jahrhundert gehoben.

Vermutlich ist „The Shepherd’s Dog“ die beste Platte, die David Crosby nie gemacht hat. Ein Hoch auf den sanftesten aller Schrate, den most notorious Byrd Brother Sam Beam.

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