Irving – Death In The Garden Blood On The Flowers
Ein anständiger Gründungsmythos hilft einem weiter, wenn man als Band im Rockgeschäft ernstgenommen werden möchte. Irving haben diese Chance verpennt. Zusammengefunden zu haben, um Besucher einer Kunstausstellung mit Musik zu unterhalten, ist schließlich fast ebenso uncool, wie im Fernsehen gecastet worden zu sein. Doch so unprätentiös, wie die Band aus Los Angeles auf dem Album „Death In The Garden Blood On The Flowers“ mit Genres und Sounds herumspielt, mit Versatzstücken aus New Wave, Britpop und Indierock umgeht, scheint man sich bei Irving sowieso wenig um Ernsthaftigkeit zu scheren.
In dem griffigen „The Gentle Preservation Of Children’s Minds“ geben sich Irving etwa so zackig wie Franz Ferdinand, für die das Quintett schon das Vorprogramm bestreiten durfte. Die Retro-New-Wave-Pose bestimmt auch die spasmische Riffs ausspuckende Gitarre und das wunderbar sämige 8oer-Jahre-Keyboard von „She’s Not Shy“. Während sich Irving das rumpelige „Lovely, Just Like You“ bei Clap Your Hands Say Yeah abgeschaut haben, heißt das Melodram Jen, Nothing Matters To Me“ nicht nur wie ein verloren geglaubtes Stück von The Smiths, es klingt auch ein bisschen so – vor allem, weil sich da jemand ziemlich darum bemüht, wie Morrissey zu singen.
Doch weil alle fünf Mitglieder von Irving anständige Songs und bezaubernde Melodien schreiben können, und das Album mit drolligen Details ausgestattet ist, nimmt man ihnen den Eklektizismus kaum übel und freut sich lieber über das kreative Durcheinander, das auf „Death In The Garden Blood On The Flowers“ herrscht: über das Zeitlupen-Stöhnen, das die Glamrock-Reminiszenz „I Want To Love You In My Room“ begleitet, oder die Handclaps im monotonen „Hard To Breathe“; über das hymnische „If You Say Jump, I Will Say No“, das stampfend ein wüstes Riffmonster mimende „Situation“ oder die zittrige Neo-Folk-Nummer „The Look Of Flowers That Are Looked At“, bei dem Irving von ganz entzückenden Synthie-Sounds angeführt und mit einer Packung Schlaftabletten bewaffnet in die Berge aufbrechen.
„I wish my brain had a map to tell me where my heart should go“, fassen Irving in „I’ll Write The Song, You Sing For Me“ alles für uns zusammen.