Israel Nash Gripka :: Israel Nash’s Rain Plans

Die Gitarre brennt gegen einen Hintergrund aus tausend Glockenspielen, Flöten und Gedöns, nach zwei Minuten geht der Text aus, dann mäandriert nur noch die Elektrische, und am Ende hämmert auch noch ein Unsachverständiger aufs Klavier: So beginnt „Israel Nash’s Rain Plans“, das dritte Studioalbum von Israel Nash Gripka, der aussieht wie ein Mann, der aus den Bergen kam. Seine früheren Alben haben nicht annähernd vorbereitet auf diesen Rausch des Pastoralen, diese Pink Floyd der Holzfäller. Die Pedal-Steel-Gitarre und Phrasen der Country Music bilden die Grundlage für psychedelische Epen, die den Raumklang des American Music Club mit den Melodien des jüngeren Neil Young und dem American Gothic von Gene Clarks „No Other“ verbinden. Naturgewaltig, redundant, sich krängend und wälzend breitet sich dieser Hippie-Folk-Moloch aus, Crosby, Stills &Nash mit den Allman Brothers, My Morning Jacket mit Grateful Dead, Harmoniegesänge, Mundharmonika, das Sehnen der Steel Guitar, zwei Meter hohe Boxentürme, Gitarrensoli wie Düsenflüge. Gripkas schwerblütige Songs sind aus der Landschaft geschnitten, sie verströmen sich. Ein Monument der Neo-Psychedelik, die gewaltigste Americana-Platte des Jahres.(Loose/RTD)

Verglichen mit Gripkas Klangbergen ist das neue Album der wunderbaren Tish Hinojosa eine Laubsägearbeit. Die Texanerin wohnte einige Jahre in Hamburg, hat dort auch Familie, und kehrte jetzt nach Texas zurück. An „After The Fair“ waren zwar auch lokale Fachkräfte beteiligt, aber Hinojosas zart-resolute Songkunst klingt auch an der Elbe mexikanisch und leichtfüßig wie eh und je. Unser Kollege Detlef Diederichsen schrieb mit der Duse des TexMex-Folk sogar ein Stück. Glücklicher Detlef!(Nonesuch)

Mit knödelndem Gesang, pathetischem Damenchor und irisierender Fiddle singt Daniel Romano herzzerreißende Cowboy-Songs, Liebeslieder und Tanzbodenfüller. Romano sieht mit Schnauzbart aus wie Tindersticks-Sänger Stuart Staples, meint die Sentiments von „Come Cry With Me“ aber offenbar ernst. Seit Elvis Costellos „Almost Blue“(das war 1981) gehören Country-Platten zu den Sachen, die mancher Songschreiber gern hat, auch wenn die Grenze zwischen amateurhafter Hommage und gelungener Parodie schmal ist. Daniel Romanos Songs sind formal perfekt, nur Fallhöhe haben sie nicht. (New West)

Seit seiner Neuerfindung vor beinahe 20 Jahren hat Nick Lowe seine Rolle als sanfter weißhaariger Crooner mit dem wohltuend gemütlichen Air der 50er-Jahre. Auf „Quality Street“ spielt er nebst Geraint Watkins an Orgel und Akkordeon eine heitere Schubidu-Auswahl von Liedern zu Weihnachten, darunter Songs von Boudleux Bryant, Roger Miller, Ron Sexsmith und Ry Wood. Lowes eigene Beiträge zum Thema, „Christmas At The Airport“ und „I Was Born In Bethlehem“, sind sogar noch vergnüglicher. Und der alte Schwerenöter mit der Hornbrille haut am Ende natürlich mit der Weihnachtsfrau ab, die wir schon vom Cover der letzten Platte kennen.(Proper)

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