Jackie Leven – Fairytales For Hardmen :: Cooking Vinyl/Indigo

Wie ein alter Bussard zieht Jackie Leven oben im schönen Oban (pardon the pun) seine Kreise, je höher, desto majestätischer. Leven braucht die Luft unter den Schwingen, am Boden macht er eine merkwürdige Figur. Knorrig, beinahe grobschlächtig wirkt er inmitten des hektischen Treibens der Moderne, die er so sehr verachtet. In den lichten Höhen seiner Sagenwelt aber, in der Rückbesinnung auf heroischere Zeiten, entfaltet Jackie Leven eine Eleganz und Elegie, eine Intensität und Konzentration, die schon mal einen Schauer oder zwei den Rücken hinunterschickt. Leven ist nie weniger als leidenschaftlich, ob als Geschichtenerzähler oder in seiner Lieblingsrolle als Mahner und moralische Instanz.

Nicht selten hat er es damit übertrieben. Dann ist sein keltischer Soul umgekippt in kosmischen Schwulst, aus archaischer Kraft wurde subgothische Kraftmeierei. „Fairytales For Hardmen “ meidet den Pomp und das dramatische Augenrollen, den ganzen unseligen Overkül, der so manche frühere Aufnahme sinnlos blähte. Leven hat die Subtilität als Ausdrucksmittel entdeckt, doch wäre er nicht Leven, würde er uns verweichlichten Schwächungen nicht mehr die Leviten lesen. So lieblichdie Violine zirpt, so urig die Uillean Pipes tönen, Jackies Werte wurzeln im Tertiär, und eine Platte von ihm ist ein einziger Mannbarkeitsritus.

Nicht ohne Humor indes, und dafür wollen wir dankbar sein. Mitten in „Jim O‘ Windygates“, zwischen „iron age of loneliness“ und „ghosts a-riding down“ eruptiert ein Zweizeiler aus Paul McCartneys „Yesterday“. Leven liebt solche ironischen Einsprengsel. Oder das Fazit eines Flirts: „I lost all my answers and didn’t even get laid“, Frust mit Feixen, zu finden auf „Torture Blues“, roh verbraten zu schnarrenden Gitarren-Strings. „Torture Blues“ ist einer von drei Bonus-Tracks, die den Käufern der Vinyl-Ausgabe des Albums vorbehalten bleiben, einer Doppel-LP auf 190-Gramm-Virgin-Vinyl, die nicht nur das Herz des audiophilen Hörers höher schlagen läßt, sondern auch Sinn für jene macht, die sich eigentlich nicht zur elitären Schicht der Klangfetischisten zählen: einfach, weil Jackie Leven auf analoge Aufnahmetechnik schwört und dies somit die einzige Möglichkeit darstellt, seine Musik unverfälscht zu hören.

Digital ist schlechter.

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