Jah Wobble – Mu
„Mu“, so erklärt es Jah Wobble, beschreibt im Buddhismus den Zustand der Leere, aus dem das gesamte Universum entsteht. Ein göttliches Prinzip, das sich offenbar auch auf Dub anwenden läßt: Nach einer elfjährigen Veröffentlichungspause hat der einstige P.I.L.-Basstst und spätere Weltmusikfreund ein „Zen-Dub“-Album eingespielt.
Doch von der kosmischen Leere zwischen den Tönen, die im Dub seit jeher eine große Rolle spielt, ist wenig zu spüren. Sarangi, Shakuhachi, Dudelsack und andere exotische Instrumente werden aufeinandergestapelt und ausgestellt wie in einem Zoo der Töne. Asiatische Sprach-Samples irrlichtern hin und her. Das auf einem klassischen Steppers-Riddim reitende „Viking Funeral“ gefällt noch am ehesten in seinem würdevollen Minimalismus. Doch schon im folgenden „Universal Dub“ sprudeln dann die Gimmicks im Überfluß.
Darin unterscheidet sich dieses Album – wie auch viele zeitgenössische Lounge-Dub-Schwurbeleien – von Altmeistern wie King Tubby oder Scientist: Deren Stücke bezogen ihren Reiz aus dem Zusammenspiel von Schlagzeug und Baß, jedes zusätzliche Geräusch war ein Akzent, der die Spannung steigern oder auflösen mußte.
Jah Wobble und seinem Toningenieur Mark Angelo Lusardi geht es nicht um diese Spannung, sondern um die Opulenz und Farbigkeit ihrer Klänge: „Mu“ sollte ursprünglich im 5.1 Surround Sound ertönen, ein Unterfangen, das aus verschiedenen Gründen auf halbem Weg stecken blieb. Geblieben ist eine mittelmäßige Klangreise, nach der man am liebsten EP.I.L.s „Metal Box“ auflegen möchte.