Jam & Spoon – Tripomatic Fairytales 3003: Großflächige Synthie-Breitwände, mit Gast-Sängern aufgerüscht :: ISLAND

Es gibt einen seltsamen Bereich in meinem Gehirn, der Musik von unter anderem Reinhard Mey, einem japanischen Elvis-Imitator, der Gruppe Sturnp und Johanna von Koczian sehr gut findet. Wasserdicht erklären kann ich meine Begeisterung zwar nicht doch wer will schon mit letztgültiger Wahrheit über Geschmack richten, noch dazu den musikalischen. Das lustige Dance-Gewummer dieser Kategorie „Puschelhose meets Großraumdisco“ fand allerdings noch nie Einlass in meine ansonsten durch Duldsamkeit und Freimut geprägte Musikdemokratie.

Jam & Spoon sind natürlich ganz anders. Sie haben schließlich die „Schnittstelle zwischen Underground und Charts gefunden“ (Info); auch auf den „Fairytales“ hat „ihre visionäre Kraft sie weit getragen“ (Info). Das stimmt. Und zwar direkt in esoterische Schmiere und großflächige Synthie-Breitwände, inklusive beseelt singender Buckelwal-Frauen und Männer. Solche Musik wird von jemandem benötigt der gedenkt seinem Golf II ein Fantasy-Airbrush auf die Motorhaube zu sprühen. Das Konzept der Platte: Jam & Spoon liefern die klangliche Grundlage, eine ganze Armada von Gastsängern singt dazu über Liebe, Engel und gelegentlich auch, ähm, Verruchtes.

Letzteres wird etwas trantütig gelöst von Tricky, der auf „Bianche Le Mie Mani“ eine Dame fünf Minuten lang umtänzelt und ihr dabei Prickelndes ins Ohr flüstert Soll wohl erotisch sein (ist es). Dolores O‘ Riordan darf nicht krächzen, Xavier Naidoo nicht zu laut den Herrn anrufen, und deswegen sind diese beiden Stücke auch halbwegs Short ClltS von Wolfgang Doebelinggelungen. Aber was soll das verquaste „Cynical Heart“ mit dem Simple Minds-Dackel Jim Kerr am Mikrofon?

Beats für die Schwimmbad-Disco am Samstagabend. Eine musikalische Gurkenmaske. Und vermutlich noch das Beste, was es in dieser merkwürdigen Szene derzeit zu hören gibt. Holt sich deshalb besser mal eine Whisky-Cola:

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