James Burton :: The Early Years 1957-69

Der gefeierte Meistergitarrist, der Elvis' letzte Jahre begleitete

Dem Session-Gitarristen flicht die Nachwelt in aller Regel keine Kränze, es sei denn, er heißt James Burton und hat sich in den Augen der Kollegen so verdient gemacht, dass er in die „Rock And Roll Hall Of Fame“ aufgenommen wird. In mehr als vier Jahrzehnten hatten sich Ricky Nelson, Merle Haggard und Elvis Presley seiner Dienste versichert, Joni Mitchell, Elvis Costello, Gillian Welch.

Die besten Gastspiele von Session-Cracks wie Jeff Baxter oder Ry Cooder und dem jungen Jimmy Page würden problemlos mehrere CDs füllen, die des notorischen Workaholics James Burton eher etliche Boxen. Die Liste seiner Brötchengeber ist nicht nur eine Ehrfurcht gebietende, sondern halt auch sehr lange. Die der von ihm benützten Verstärker, Gitarren und Effektgeräte auch, wenn man nach denen in einschlägigen Fachpublikationen sucht. Wie sich das anhört, wenn der für seinen „Chicken pickin'“-Stil berühmte Gitarrist eine Aufnahme durch sein Spiel adelt und veredelt, kann man sehr schön am Beispiel der Richie-Furay-Komposition „A Child’s Claim To Fame“ auf „Buffalo Springfield Again“ studieren. Für Poco und den Gang der Dinge im kalifornischen Country Rock sollte sein Beitrag an der Dobro Folgen haben. Aufnahmen wie diese – zumal auf einer LP von so legendärem Ruf – werden gern als Blaupause für ähnlich inspiriertes Spiel benutzt. Was schon zehn Jahre vorher für den Dale-Hawkins-Hit „Susie-Q“ galt, bei dem Burton das berühmte Solo spielte.

Die von Ace vorgelegte Retrospektive, die mit diesem Evergreen beginnt, ist trotz der gut zwei Dutzend ausgewählten Aufnahmen allenfalls eine knappe Einführung in sein Schaffen mit gleich zu Beginn so stilprägenden Beispielen wie „Shirley Lee“ von Bobby Lee Trammell und Bob Lumans „Red Hot“ (das mit einem schon sehr von Chuck Berry inspirierten Solo). Von Ricky Nelson gibt es gleich vier Kostproben, aber wie in anderen Fällen (Sessions mit Lee Hazlewood, Merle Haggard oder Everly Brothers) doch wohl bewusst ziemlich obskure Aufnahmen. Warum das, versucht man in den Liner Notes zu begründen. Bei seiner Deutung von Merle Travis‚ „Cannonball Rag“ spielt Burton dann doch mal so richtig virtuos auf. (Ace/Soulfood) franz schöler

The Fame Studios Story 1961-73 ****¿

Berühmte Aufnahmen aus dem Studio in Muscle Shoals, Alabama

Die Adresse von Rick Halls „Fame Studios“ – 603 East Avalon Avenue am Stadtrand von Muscle Shoals, Alabama – hatte es mit der Zeit dank vieler Hits landesweit zu so beträchtlicher Beachtung unter Musikern gebracht, dass sich die bei diesem Produzenten unter Vertrag stehende rhythm section mutig entschloss, ihr ganz eigenes in Konkurrenz zu etablieren. Als so ziemlich erste Kunden nahmen in diesen Muscle Shoals Sound Studios am 3614 Jackson Highway in Sheffield, Alabama, die Rolling Stones vom 2. bis 4. Dezember 1969 mit „Brown Sugar“, „Wild Horses und „You Gotta Move“ drei Evergreens auf. Von Boz Scaggs bis zu den Black Keys folgten viele prominente Kunden.

Dem Wehen des Zeitgeists mochte sich auch Rick Hall nicht mehr grundsätzlich verschließen. Als 1970 MGM-Chef Mike Curb eine neue Boygroup von fünf gottesfürchtigen Jungs aus Utah namens The Osmonds bei ihm anmeldete, auf dass die sich durch etwas mehr Soul in ihren Aufnahmen profilieren sollten, drückte er ihnen das Demo eines neuen Songs in die Hand, den George Jackson geschrieben hatte. Was Jackson – so etwas wie der Haus-Komponist für Hall – nie für möglich gehalten hätte: „One Bad Apple“ wurde der erste Nr.-1-Pop-Hit für das Fame-Studio. Es war eine denkwürdige Zeitenwende.

Denn bis dahin war das Studio eines der berühmtesten Etablissements in der Geschichte des Southern Soul gewesen, immer wieder gern frequentiert von aufstrebenden Interpreten überwiegend schwarzer Hautfarbe, die Hall und seinen höchst professionellen (weißen) Session-Cracks vertrauten, seit es der vormals völlig unbekannte Arthur Alexander mit „You Better Move On“ in die oberen Ränge der Pop-Hitparade geschafft hatte. Wenig später machten mit ihren hier aufgenommenen Singles Joe Tex, Arthur Conley, Wilson Pickett und Otis Redding eine so unerwartet steile bis atemberaubende Karriere, dass auch Firmen mit vorzüglich ausgerüsteten eigenen Studios ihren Künstlern schon mal eine Reise nach Alabama verordneten – etwa Etta James und Aretha Franklin.

Wenn es denn für diesen Erfolg so etwas wie ein Geheimrezept gab, dann war es „The Sound of FAME“, den Alec Palao in den Liner Notes beschreibt: Auswahl der Mikros, Positionierung der Instrumente, die Rick Hall ausprobierte. In diesen Dingen war Hall so kompromissloser Perfektionist, dass niemand bei den meist zwischen Tourneen anberaumten Sessions Zeit verplempern musste.

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