James Elkington

Wintres Woma

Der britische Songwriter hat im Wilco-Loft ein filigran instrumentiertes, überraschend kühles Folk-Album aufgenommen

Der in Chicago lebende britische Songwriter und Gitarrist James Elkington war im vergangenen Jahrzehnt Kopf der wundervollen Zincs. In den vergangenen Jahren spielte er unter anderem in den Bands von Jeff Tweedy, Steve Gunn, Richard Thompson und Michael Chapman. Die beiden Letztgenannten fallen einem neben britischen Folkgrößen wie Bert Jansch, Davey Graham oder Nick Drake auch gleich ein, wenn man die ersten Takte seines ersten Soloalbums hört, das Elkington im Wilco-Studio The Loft in Chicago aufgenommen hat.

Ein paar Streichertupfer, Standbass, Pedal-Steel, Mundharmonika und dezente Perkussion begleiten vereinzelt sein filigranes akustisches Picking. Im Verlauf des Albums mischen sich zunehmend Einflüsse amerikanischer Folk- und Countrymusik in die Songs, die thematisch um seine britische Heimat und die Erfahrung des Entwurzeltseins kreisen, vom Jetzt handeln, aber auch von Geistern und Erinnerungen heimgesucht werden wie die alten englischen Balladen. Der Titel „Wintres Woma“, der Klang des Winters, stammt ebenfalls aus dem Altenglischen.

Bringing it all back home

Doch obwohl Elkingtons Lieder sich an die Tradition anlehnen, erweckt „Wintres Woma“ nicht den Eindruck, als handelte es sich hier um knarzig-knorrige Rootsmusik. Das liegt an der cleanen Produktion, aber vor allem wohl am distanzierten, kühlen Ton, mit dem er seine Texte vorträgt und der dazu führt, dass man immer eher auf die Textur der Tracks hört als auf Geschichten oder Melodien. Das erinnert ziemlich an die akustischen Experimente des Songwriters und Produzenten Jim O’Rourke (Gastr del Sol, Sonic Youth, Wilco) auf seinem Solodebüt, „Bad Timing“ von 1997.

Auf „Wintres Woma“ verbindet Elkington also die Post-Rock-­Tradition seiner Wahlheimat Chicago mit der Folktradition seiner britischen Heimat – und im letzten Stück, „Any Afternoon“, evoziert er durch mellotronartige Klänge auch noch Caravan, Robert Wyatt und den Sound von Canterbury. Bringing it all back home. (Para­dise Of ­Bachelors/Cargo)

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