Jazz

EST – Good Morning Susie Soho (Act/Edel Contraire)

Die langen Hippie-Haare sind ab, aber Esbjörn Svensson spielt immer noch wie Keith Jarrett zu glorreichen Zeiten seines amerikanischen Quartetts: innig, offen für Pop, Rock – und in seinem Fall Ambient oder Drum’n’Bass. Letzteres kriegt Schlagzeuger Magnus Öström akustisch besonders nuancenreich hin: geheimnisvolle Grooves für Kollektivwerke, die sich als raffinierte Ohrwürmer festkrallen. Stets elegant und doch betont emotional: EST ist das Pop-Phänomen des Klaviertrio-Jazz. 4,0

Branford Marsalis – Contemporary Jazz (Columbia)

Viel Vertracktes, manch Verkopftes. Viel Routine, manch genialer Moment. Mit Joey Calderazzo am Piano statt des verstorbenen Kenny Kirkland gelingt Branford eine Bestandsaufnahme in Sachen Modern Jazz, ohne dass die so berühren könnte wie der Vorgänger „Requiem“. 3,5

Maria Schneider Orchestra – Allegresse (Enja/Edel Contraire)

Kein losbratzendes Blech, keine Riffs, keine demonstrativ virtuosen Alleingänge. Maria Schneider benutzt ihre hochkarätige Big Band für Stimmungsbilder in subtilsten Klangfarben. Die Soli von Rick Margitza oder Ingrid Jensen mäandern durch Soundlandschaften, an denen Gil Evans seine Freude gehabt hätte. 3,5

Tribal Tech – Rocket Science (ESC/EFA)

Aus Kollektivimprovisationen haben Scott Henderson und seine langjährigen Mitstreiter zehn neue Songs entwickelt, diesmal ganz besonders durchgeknallt und heavy. Und manchmal am Zawinul-Irrtum krankend, dass starke Grooves das Komponieren ersetzen könnten. Dennoch: Neben den Yellow Jackets sind Tribal Tech die ultimative Fusion-Jazz-Rock-Band. 3,5

Mark Murphy – The Latin Porter (Go Jazz/Sunny Moon)

Endlich stimmen für den lang verkannten Sänger mal wieder Band und Repertoire. In Erobererstimmung stürzt sich Mark exzessiv scattend auf „All Of You“ und weniger bekannte Songs von Cole Porter – gestützt durch den mit allen Latin-Wassern gewaschenen Pianisten Peter Schimke. 3,5

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