Jazz von Seckendorff
Den Jazz nicht neu erfinden, sondern alles spielen, was Spaß macht: JOSHUA REDMAN fordert „Freedom In The Grotw“(WEA). Sein vom Piano (Peter Martin) bis zur Gitarre (Peter Bernstein) undogmatisch besetztes Quintett spielt eingängigen Modernjazz mit Blues- und Funk-Feeling. So viel stilistische Unschuld ist unterhaltsam, aber nix fürs Puristenlager. 3,5
Schon der Titel „Art Forum“ (Blue Note) verrät, daß Saxophonkollege GREG OSBY höhere Ambitionen hegt Sein Ensemble mit James Williams (p), Lonnie Plaxico (b), Jeff „Tain“ Watts (d), erweitert um Vibraphon, akustische Gitarre, Posaune, Flöten und Klarinette, ist weniger eine Band als ein Projekt zur Umsetzungunkonventioneller Kompositionen (Bläsersätze und die Mischung von Vibraphon und Piano). Gregs zur Abstraktion tendierende Vertracktheit aus Zeiten des M-Base-Funk überzeugt auch in diesem sehr swingenden akustischen Umfeld. 4,5
„MAXIMILIAN GELLER Goes Bossa“ (Edition Collage) und benimmt sich dabei als Saxophonist und Flötist fast schon irritierend bescheiden. Gleich drei Sängerinnen lösen sich ab, auch sie vollkommen unprätentiös „im Dienst“ der brasilianischen Musik: kompetent und gelassen – rundum angenehm. 3,5
Von EGBERTO GISMONTI gab es bislang hierzulande kein reines Klavier-Opus. „Alma“ (CARMO/Polydor), teils 1987 im Studio, teils 1993 live aufgenommen, versammelt Gismonti-Klassiker wie „Loro“ und, „Frevo“. Daß die Noten im Booklet abgedruckt sind, hilft souveränen Hausmusikern weiter. 3,5
Die Neue von CHICK COREA und seinem Quartett mit Standards, vor allem Monk, bekommt man nur als Zugabe zu vier CDs der aufwendigen Box „Music Forever & Beyond“ (GRP). Spannender ist hier der Rückblick auf frühen Blue-Note-Purismus, den Rock-Jazz von Return To Forever, die zeitgemäßere Fusion der Elektric Band und eine „Spezialitätensammlung“ mit Duos (McFerrin, Hancock, Miles, Mc-Laughlin) und anderen Goodies. 4,0
In buntester Vielfalt bewahrt WOLFGANG MUTHSPIEL so unüberhörbar seine Identität, daß der in New York lebende Österreicher zu den begehrtesten Gitarristen aufgestiegen ist. Im Trio mit seinen Ex-Arbeitgebern Paul Motian (Electric Bebop Band) und Marc Johnson (Right Brain Patroi) irrlichtert er auf „Perspective“ (Polydor) erfrischend unbefangen zwischen Abbey Road und Route 66, Klassik und Folk, freiem Pulse und Swing. 4,0
Mit „Les Violences de Rameau“ (ECM) hat sich das LOUIS SCLAVIS SEPTET einen Geniestreich geleistet Die „rauhe Seite“ des Komponisten aus der Zeit von Händel und Scarlatti hat Sclavis zu einem saftigen Stück Kunstmusik inspiriert, dessen Gitarren-Exzesse und brachiale Schlagzeug-Power die Toleranz von ECM-Boss Manfred Eicher strapaziert haben dürften. Wie arrangiere ich radikal um, ohne dem Original Gewalt anzutun? Wie schon beim Ellington-Tribut hat Sclavis frappierende Lösungen gefunden. 4,0
Abseits aller akademischen Sackgassen bewegt sich auch DANIEL SCHNYDER. Als Saxophonist ist er ganz Jazz-Musiker, ab Komponist von „Taranhda“ (enja/in-akustik) ambitionierter Grenzgänger zwischen E und U, der mit einem swingfahigen Streichquartett ebensoviel anzufangen weiß wie mit seinem Bläserensemble (u.a. Hubert Laws und John Qark), das die gewohnten Spielweisen lustvoll hinter sich läßt. 3,5
Nostalgischen Charme strahlen STEPHANE GRAPELLI & MITCHEL PETRUCCIANI aus,
wenn sie von „These Foolish Things“ über „Misty“ bis zu „Flamingo“ (Dreyfus) spielen, was der Grandseigneur der Jazz-Geige gern zum Swingen bringt Erstaunlich, wie ehrfürchtig der Pianist bei dieser Session in die Rolle des Begleiters schlüpft. 3,5