Jerry Reed – When You’re Hot… The Very Best Of 1967-1983

Er gab gerne den Redneck in den Filmen mit seinem Kumpel Burt Reynolds, aber im Gegensatz zu denen von Randv New man („We don’t know our ass from a hole in the ground…“) auch gern den Spaßvogel. Ein good old boy, der als Session-Crack viele Jahre gern anderen weit prominenteren Kollegen an der Gitarre zu Diensten war, redete er seine Gegenüber später gern und bevorzugt mit „Son“ an. Eine Marotte, die er vielleicht beim John Wayne von „The Searchers“ abgeschaut hatte.

Manche seiner Kollegen schauten wiederum tatsächlich einiges von ihm ab, ohne dass er je als so stilbildend gerühmt worden wäre wie Les Paul, Chet Atkins, James Burton oder auch nur ein Cliff Gallup als Idol für Jeff Beck.

Aber als Elvis Presley am 10. September 1967 unter dem knappen Dutzend Songs für kommende Singles unbedingt auch „Guitar Man“ in präzis demselben Sound wie das Original aufgenommen wissen wollte, erklärte ein diesmal unbescheidener Jerry Reed Hubbard seinem Kollegen, dass er ihn dann auch für die Session anheuern müsse. Andernfalls würde das nichts.

Das aus der LP „The Unbelievable Guitar & Voice of Jerry Reed“ ausgekoppelte „U.S. Male“ hatte wie das autobiografische „Guitar Man“ die Macho-Pose mit einer gewissen Selbstironie kombiniert. Die daraus resultierende Komik probierte er auch beim folgenden „Tupelo Mississippi Flash“ aus. Das wurde prompt sein bis dahin größer Erfolg. Mit dem Swamp-Rock-Stück über den Alligator-Jäger „Arnos Moses“ und dem nicht unkomischen „When You’re Hot, You’re Hot“ landete er dann auch in den Top 10 der Pop-Hitparade, wenn auch anders als die von Shel Silverstein mit ähnlichen Songs versorgten Dr. Hook wenig später nicht auf dem Cover des „Rolling Stone“. Der ziemlich witzige novelty song über den amerikanischen Automobilkult mit Detroit als Mekka (dessen Produkte seien „gas-drinking… air-polluting“ heißt es in „Lord, Mr. Ford“ allen Ernstes) war so erfolgreich, dass er mit demselben Autor Dick Feller „East Bound And Down“ für den Soundtrack zu „Smokey And The Bandit“ schrieb.

Zwischen Filmrollen, Tourneen und Fernsehauftritten nahm er danach ab und zu noch Hits wie „She Got The Goldmine (I Got The Shaft)“ – wieder komische, der Titel sagt alles – auf. „Good Ole Boys“, letzter der 28 Songs dieser Retrospektive, persifliert noch einmal das Image seiner Leinwandrollen. „Good ole boys will be good ole boys till the good old girls go bad“, singt er. Davor hat er sich beim „The Bird“-Medley zu einigen sehr boshaften Parodien auf George Jones und Willie Nelson hinreißen lassen.

Virtuose Instrumentals wie „The Claw“ fehlen hier, bei der Werkschau orientierte man sich ausschließlich an den Hitparaden-Positionen. Nur „(Im Just A) Redneck In A Rock & Roll Band“, als B-Seite von „East Bound And Down“ einer seiner populärsten Songs überhaupt, muss man da glatt übersehen haben. Schade auch, dass man den 1979 als Single veröffentlichten „(Who Was The Man Who Put)The Line In Gasoline“ ebenfalls nicht berücksichtigen mochte. Dieser Kommentar zur Ölkrise wird womöglich demnächst wieder aktuell.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates