Jet – Shine On
Sie sind wieder da. Bodysnatchers! In Australien haben sie die Band Jet in Besitz genommen und sie ratzfatz in Oasis verwandelt. Das Quartett war aber auch geschwächt und konnte sich nicht recht wehren. Zur Erinnerung: Vor drei Jahren veröffentlichten Jet ihr Debüt „Get Born“, auf dem Nic Cester sofort mitsingbare Knaller wie „Are You Gonna Be My Girl“ röhrte und heulte, während die Band – von seinem Bruder Chris am Schlagzeug angetrieben – dazu feinsten AC/DC-Rock produzierte. Es war eine Freude, und dann ging es gleich bergab.
Alkohol, Drogen und der Tod von Vater Cester führten zu einer generellen Orientierungslosigkeit, die Band flüchtete aus der zwischenzeitlichen Wahlheimat Los Angeles, ging für Studio-Aufnahmen nach Barbados, dann nach Woodstock und wieder zurück nach L.A., um mit Dave Sardy alles, was sich angesammelt hatte, auf Albumformat zu komprimieren. Sardy hatte das jüngste Album von Oasis, „Don’t Believe The Truth“, produziert, er sollte sich mit chaotischen Brüdern auskennen. Jet waren durch eine gemeinsame Tour längst zu besten Freunden der Gallaghers geworden – und ganz offensichtlich fanden sie inzwischen deren Sound auch noch besser als ihren eigenen.
Anfangs irritiert „Shine On“ vor allem dadurch, dass es einfach nicht abgeht. Wenn eine Band sofort abging, dann Jet. Sie können ja Balladen, aber viel lieber hauen sie doch auf die Glocke. Und jetzt: ein verhaltener Start. Spätestens beim vierten Song, „Bring It On Back“, ist es nicht mehr zu verbergen: Genau so klangen die letzten Versuche von Oasis, große Hymnen zu schreiben. Cester kann nicht so gleichgültig singen wie Liam, aber seine lyrischen Fähigkeiten reichen fast an Noels Talent zum Nichtssagen heran. Wenn die Melodien nur nicht ebenso egal wären. Den Titelsong haben Oasis so ähnlich schon fünfmal geschrieben, „Come On Come On“ gelänge ihnen im Schlaf. Das stampfende „Put Your Money Where Your Mouth Is“ könnte dagegen auch von den Black Crowes sein.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das ist ja alles ganz nett hier, auf langweiligen Parties freut man sich über Stücke wie „Rip It Up“, zu denen man mit den Kopf nicken kann und keine Gedanken verschwenden muss. Auch haben Jet sich ein paar lässige Sixties-Pop-Nummern draufgeschafft. „Kings Horses“ und „Shiny Magazine“ funktionieren ganz gut, das possierliche „Eleanor“ könnte gar ein Hit werden – aber wer soll darin Jet erkennen? Jetzt merkt man erst, wie originell das Debüt dann doch war, AC/DC-Anleihen hin oder her.
Gebt uns die echten Jet zurück! Zum Dank geben wir Oasis beim nächsten Album auch wieder eine Chance.