Jim White – Drill A Hole…

Der Albumtitel „Drill A Hole In That Substrate And Tell Me What You See“ klingt ja fast wie eine Aufforderung zur Plattenrezension. Bisher mochte man nicht allzu tief bohren bei Jim-White-Alben, denn unter den offensichtlichen Skurrilitäten und Absurditäten seiner Songs brodelte es unheilvoll.

Die „Ghost Town Of My Brain“ hat White dieses Mal allerdings fürs Erste zumindest musikalisch verlassen. Der Gothic-Country ist einem üppigeren, jazzigen Sound gewichen. John Henry hat die ersten vier Songs des Albums produziert und lässt sie fast so majestätisch klingen wie einst sein Meisterwerk „Scar“. Ambienter R&B, bei dem gleich im ersten Stück, „Static On The Radio“, Aimee Manns Stimme erklingt, als wäre sie nur für diesen Song gemacht. Im grandiosen „Combing My Hair In A Brand New Style“ scheint der Gospel durch, den White als Kind als Mitglied einer Pfingstgemeinde aufsaugte. „Cause Lord I might finally be willing to become the religious fool you always wanted me to be.“ Wundervolle Songs für Herz und Hirn.

Mit „Borrowed Wings“, bei dem Susie Ungerleider alias Oh Susanna im Hintergrund mitsingt, dreht sich das Album zu einem reduzierteren, dunklen Giant Sand-Sound. Nur das von den Barenaked Ladies (ver-)produzierte „Alabama Chrome“ findet ein kleines Wolkenloch. Das groovende „If Jesus Drove A Motor Home“ scheint durchaus gelungen, wirkt aber gegen die brillanten Henry-Produktionen in der ersten Hälfte des Albums ein bisschen bemüht. Erst „Phone Booth In Heaven“ erreicht die Klasse des furiosen Beginns.

Regen, auf nasser Straße vorbeifahrende Autos, Möwen, Donner, eine wundervolle Akustik-Ballade: „There’s what you think with your heart and what I feel with my brain.“

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