Jimmy Eat World – Bleed American
Nach dem überraschenden und hoch verdienten Chart-Erfolg des „Clarity“-Meisterwerks haben sich die vier Amerikaner flugs schon wieder eine neue Plattenfirma gesucht. Die Entscheidung, Dreamworks den Zuschlag zu geben, war weise: Wo einem Elliott Smith und Randy Newman Gesellschaft leisten, da lässt sich trefflich arbeiten. Scheinbar nur ein paar Monate liegen zwischen „Clarity“ und „Bleed American“ – und was bei Radiohead funktioniert, das kann bei Jimmy Eat World selbstverständlich nach hinten losgehen. Doch was soll’s – schon ewig liegen die neuen Stücke rum, klasse Pop-Rock sind sie ohnehin, und deshalb müssen sie jetzt auch heraus. Je früher, desto besser.
Gleich der Einstieg, „Bleed American“, ist ein Knüller: energiegeladen, ekstatisch, explosiv und natürlich unverwechselbar. Und neben gewohnt treibenden und fulminanten Songs wie etwa „The Middle“ oder „If You Don’t, Don’t“ sind es wie in der Vergangenheit vor allem die von Jim Adlons behutsam vorgetragenen Elegien, die anrühren: „If you still care at all, don’t go teil me now/ If you love me at all, don’t call“ bittet er in „Ybur House“ wieder mal die Ex-Freundin. Um dann beseelt und wie hypnotisiert im Schwanengesang „Hear %u Me“ das Nicht-Gesagte zu betrauern: „I never said ,thank you‘ for that/ Now I’U never have die chance / May angels lead you in.“ Eine Wahrheit, so simpel und treffend, sie könnte glatt von Fran Healy stammen.
Das Beeindruckendste an „Bleed American “ ist die Geradlinigkeit, Kompaktheit und Stringenz, mit der Jimmy Eat World mittlerweile zu Werke gehen. Kein Gramm ist zuviel, jeder Ton sitzt an der richtigen Stelle, und ein 16-minütiger Epilog ist diesmal
eben nicht vonnöten. So dumm das Klischee auch sein mag, hier passt es: Diese Platte wächst und will gar nicht mehr aufhören zu wachsen. Und die Zeit, die bis zu diesem Moment der Einsicht vergeht, sollte man sich einfach nehmen.