Jimmy Eat World – Futures

Die bemerkenswerte Entwicklung Jimmy Eat Worlds wird den Jungen ebenso schwer auffallen wie den Alten. Die Jungen werden kaum merken, dass die einstigen Wegbereiter der Emocore-Szene nicht mehr zu denjenigen Bands gehören, die schreiend und jaulend über ihre pubertären Stimmungsschwankungen lamentieren. Die alten hingegen werden immer noch verdammt junge, amerikanische Musik von vier Karohemdträgern aus Arizona hören, zu der man tanzen kann und die so eingängig ist, dass es einen Haken geben muss.

Gibt es aber nicht Denn Jimmy Eat World sind einfach eine einstige Hardcoreband, die erwachsen geworden ist und nun ihre Liebe für Popmusik so intelligent verpackt, dass selbst die einstige Aggressivität nicht fehlt. Sie schreiben sehr gute Songs und folgen ihrem obersten Ziel, intelligenten Gitarrenpop zu machen, der sowohl am Radio mitgesummt als auch unterm Kopfhörer mitgelitten werden kann. Man nehme „Work“: 3:23 lang, ein Clean-Picking, eine Hookline – und nach 42 Sekunden der Sprung in den weltumarmenden Refrain. Man nehme die Single „Pain“: 3:04 lang, abgedämpfte Gitarre in der Strophe, eine Steigerung und nach weit weniger als einer Minute der mitreißende Chorus. Man nehme die hemmungslos harmonischen Chöre in der Liebeserklärung „Kill“, das in seiner Dramatik an „alte Zeiten“ erinnernde „Nothingwrong“.

Man nehme aber auch das siebenminütige, sphärische Epos „23“, den knisternden Popsong „Night Drive“ oder die sperrige Ballade „Drugs Or Me“ – all das ist hochwertig und kein Zufall, Mittelmaß oder Ex-Kinderkram. Das ist das Ergebnis der liebevollen Arbeit einer ausgewachsenen Rockband.

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