Jimmy Martin – Don’t Cry To Me
Bill Monroe war der große Pate des Bluegrass – das role model für anständige Nashville-Rebellen wie Greg Garing (wo steckt der eigentlich?) wird aber immer Jimmy Martin bleiben. Oder wie es Marty Stuart in dem DVD-Film „The King Of Bluegrass“ ausdrückt, der hier ausschnittweise auf dem Bonus-CD-Rom-Teil zu sehen ist: Jimmy war nie klug genug, mal einen Gang zurückzuschalten. In dem Sinne, wie Jerry Lee Lewis und Little Richard es auch nicht waren – Gott sei Dank!“ Oh ja, Martin hat(te) eine große Klappe, aber auch die Aura, das Charisma und natürlich die musikalischen Fähigkeiten, um damit nicht grandios auf die Schnauze zu fallen.
Mit 21, gerade in Nashville angekommen, bequatschte der junge Mann aus Sneedville, Tennessee, erst die Türsteher in der Grand Ole Opry und dann gleich Bill Monroe, der ihn nach kurzer Spontan-Audition vom Fleck weg für seine Bluegrass Boys verpflichtete. Fortan sorgte Martin für den Drive in Monroes „High Lonesome“-Sound, bevor er mit seinen Sunny Mountain Boys zu einer erfolgreichen Solo-Karriere ansetzte, die bis heute andauert. Und noch immer, so Filmemacher George Goehl in den Liner Notes, sei die Bühnenpersönlichkeit Jimmy Martin charakterisiert durch „sein komplettes Desinteresse, sein Verhalten zu zensieren“.
Was auch rein akustisch allemal herüberkommt, etwa wenn Martin hier aufgekratzt durch das programmatische „Free Born Man“ fegt oder zwischendurch einfach mal einen schmutzigen Auto-Witz erzählt. Gleich zehn bisher unveröffentlichte Aufnahmen aus den Jahren 1958 bis 2001 zieren „Don’t Cry To Me“, darunter ein Mandolinen-Gastspiel von Marty Stuart beim „Brakeman’s Blues“ sowie mit „Poor Ellen Smith“ auch einer der drei Songs, mit denen Martin 1949 Bill Monroe aus dem Stand überzeugte.