Jimmy Webb & The Webb Brothers – Cottonwood Farm

Es sei, schreibt Jimmy Webb, „die beste Entscheidung, die ich je geschehen ließ“ gewesen. Als der Schöpfer von „Mac Arthur Park“ und „Wichita Lineman“ etc.pp. da am Küchenfenster auf die alten Eichen rausschaute und sich an die Baumwollfarm der Ahnen in Oklahoma erinnerte, bis von ganz oben diese Stimme flüsterte, er müsse nun endlich ein Album mit seinen „Jungs“ machen. Jetzt, da mit 86 auch Vater Bob noch ein bisschen mitsingen konnte („Red Sails In The Sunset“), der ihn, Jimmy, einst mit jeder Menge Skepsis, aber doch seinen letzten 40 Dollar auf die große Songwriter-Reise geschickt hatte.

Was wohl Christian, Justin und James – die Jungs – zur Entscheidung ihres Alten gesagt haben. Endlich? Oh Gott? Wir glauben’s erst, wenn…? Jedenfalls waren sie nicht zu geschockt, um nicht ein paar neue Songs mitbringen zu können. Die freilich mitnichten von „rock sensibility“ und „youthful production“ erfüllt sind, wie die PR irreführend dichtet. Vielmehr sind Stücke wie „Hollow Victory“, „Bad Things Happen To Good People“, „Mercury’s In Retrograde“ und „Old Tin Can“ von der Instrumentierung über die Melodiebögen bis hinein ins Arrangement doch ganz aus dem klassischen Geist des Vaters geboren. Weshalb sie auf „Cottonwood Farm“ ohne Generationsbruch neben einer Handvoll recycelter Golden Oldies wie „If These Walls Could Speak“ (be)stehen können. Besonders schön und auch berührend wird’s natürlich, wenn die Jungs emphatisch-überwältigt noch einmal den „Highwayman“ geben oder auch „Where The Universes Are“, womöglich doch der transzendentalste aller desparaten Barfly-Songs von verlorener Liebe.

Tja, und dann noch dieser Titelsong. Song? Ach was! Eine Suite. Eine Ode auf den Großvater, geschrieben schon Anfang der 70er Jahre, doch erst jetzt zu ihrer Bestimmung gelangt. Ein Epos, das die Saga der Webbs nun mit allen verfügbaren Stimmen (darunter auch noch Tochter Camila) in exakt zwölf Minuten ausbreitet – und in seinen besten Momenten doch kaum zwölf Sekunden benötigt, um in drei knapp gereimten Sätzen mehr als zwölf Jahre aufscheinen zu lassen. „Raised a family, broke his back, always drove a Pontiac.“ Und am Ende heißt es: „Old times they are not forgotten, just lost in dreams. 1 “ Aber für immer festgehalten in diesen Songs, die der Vergänglichkeit gerade deshalb trotzen, weil sie ihr so unerschrocken ins Gesicht schauen.

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