Joan As Police Woman – To Survive :: Neue Intimitäten der empfindsamen Songschreiberin

Manchmal kommt sie einem so nahe, dass es schmerzt. Bei „To Be Lonely“ zum Beispiel, diesem Kammerpop-Kunstlied, bei dem einen Joan „Wasser schon mit ihrem Klaviervorspiel in den Keller der Empfindsamkeit führt, um dann mit zittriger Stimme von der Einsamkeit des Liebens zu künden: „This is the one I try to be lonely with.“ Oder bei „Honor Wishes“, in dem sie von einer Liebe im Konjunktiv erzählt, undzwischen Verzweiflung und Hoffnung herumirrt. Oder bei dem Schlaflied „To Survive“, bei dem sie die Empfindsamkeit mit ihrem betörenden Tremolo bis an die Grenze des Erträglichen steigert.

In Momenten wie diesem fürchtet man stets, dass die Multiinstrumentalistin daran zugrundegehen könnte, das Innerste nach Außen zu stülpen. Mit ihrem Bandprojekt Joan As Police Woman scheint sich Joan Wasser auf „To Survive“ in einem filigranen Gewebe aus Klavierharmonienund Geigenmelodien stets ungeschützt preiszugeben. Selbst im soulig-leichten „Magpies“ geht es letztlich nur darum, eigene Ängste zu verarbeiten. Auch im sanft groovenden „To Be Loved“ schüttet sie ungehemmt ihr Herz aus, Während sich „Holiday“ unternehmungslustig beswingt gibt, „Hard White Wall“ sich vom Glauben an die Magie eines Zusammenkommens treiben lässt, und sich „Furious“ von einem nervösen E-Klavier durcheinanderwirbeln lässt, versucht Joan Wasser in „Start Of My Heart“ auf einem Synthie-Teppich schwebend, die Zeit stillstehen zu lassen.

Das erstaunlichste Stück auf dem Nachfolger von „Real Life“ (2007) ist aber der Song „To America“, der eigentlich als Auseinandersetzungmit dem Krebsleiden von Joan Wassers Mutter gedacht war, sich im Duett mit Rufus Wainwright aber zu einer Reflexion der aktuellen Situation in den USA entwickelt und als sanftmütiger Protestmarsch endet.

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