Jörg Fauser – Der Strand der Städte :: Das Leben vollschreiben

Es gibt genügend akademische Schlaumeier, die Jörg Fauser auf den Journalisten reduzieren, ihm nur hier überdurchschnittliche Qualitäten zubilligen wollen. Ihnen sollen die beiden Tippfinger abfallen. In einem Punkt haben seine Kritiker aber recht: Man kennt Fauser nicht, wenn man sein journalistisches Werk nicht gelesen hat. Die Zeitungs- und Magazinschreiberei war sein Hauptgeschäft, damit hat er die meiste Zeit seiner kurzen schriftstellerischen Laufbahn zugebracht, und hier war er vielleicht am ehesten der Vollprofi, der er immer sein wollte. Harry Rowohlt hat ihm mal bescheinigt, er habe „alles schreiben“ können, für den Journalismus stimmt das auf jeden Fall. Es gibt schlicht kein Format, das er nicht irgendwann einmal bedient hätte. Die ältere Werkausgabe bei Rogner & Bernhard trug diesem Umstand durchaus Rechnung, aber erst in dieser neuen 1600-seitigen, immens erweiterten Edition des Alexanders Verlags, die lange angekündigt war und wegen des Vetos der Witwe Gabriele Fauser zunächst nicht erscheinen konnte, lässt sich die ganze Vielfalt, Weitverzweigtheit und nicht zuletzt die dahinter stehende Energieleistung wirklich ermessen. Man darf sich im Nachhinein schon fragen, was eigentlich gegen eine solche Gesamtausgabe sprach. Dass nicht alle Tagesarbeiten „der ganz große Blues“ sind – geschenkt. Gerade die chronologisch geordnete Fülle macht das Buch aber in toto wertvoller als einzelne herausragende Essays. Es lässt sich so nämlich auch als verkappte „Autobiografie des Publizisten Jörg Fauser“ (Matthias Penzel im Vorwort) lesen und nicht zuletzt als eine kleinteilige, materialreiche, meinungsfreudige und immer wieder brillante Geschichte der Subkulturen der 70er und der 80er Jahre (49,90 Euro)

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