John Doe – Dim Stars, Bright Sky :: I Music / Pias
Joe Henry bastelt offenbar an einer Zweitkarriere als Produzent Wenn es einen guten Studiomann auszeichnet, dass er ganz unterschiedliche Klienten zu bedienen weiß, ist der Schwager von Madonna nun nicht auf dem schlechtesten Weg.
Nach Soul-Legende Solomon Burke jetzt also John Doe, einst gemeinsam mit Exene Cervenka Speerspitze der L A.-Punker X, zuletzt eher als Schauspieler präsent (bald in „The Good Girl“ mit Jennifer Aniston). Seine Solo-Karriere, moniert Doe, sei als „alt-country“ missinterpretiert worden. Wo er sich doch Elliott Smith näher fühle als Gram Parsons.
Ob ausgerechnet sein erstes, nun ja: „Akustik“-Album diese Wahrnehmung erschüttern wird, darf bezweifelt werden. Denn quiet ist manchmal nicht nur the newloud, sondern auch immer ziemlich relativ, wenn Gitarren auch mal lärmen wollen. So liegt die Ruhe hier eher in der Kraft, mit der Doe beunruhigende Einsichten am Straßenrand aufsammelt und – oft zur Drehbuch-Skizze verdichtet – dort wieder verstreut. Wie er in „This Far“ singt: „A memory is a terrible thing to waste, down by the freeway, shooting at cars, there is no quiet, no you.“ Begrabt mein Herz an der Biegung des Freeways – Heartbreak L.A.-style. Da macht sich Aimee Mann doch gut im Background.
Wie überhaupt hinter Doe und Musikern wie Gitarrist Smokey Hormel (Beck) und Schlagzeuger Joey Waronker (R.E.M.) in der zweiten Vocal-Reihe schwer was los ist auf „Dim Stars, Bright Sky“. Ex-GoGo’s-Girl Jane Wiedlin gibt die Entglittene im fast hymnischen „Forever For You“, Jakob Dylan hilft, ein bisschen „Magic“ zubeschwören, Juliana Hatfield das (kaum akustische) „Closet OfDreams“ hinunterzuspülen. Wirklich akustisch – Gitarre, Keyboard-Wellen, Tambourin-Beats – kommen das ausgesprochen hübsche „Faraway (From The North County)“, die finale Gewissheit „Always“ oder ein verbitterter „Employee Of The Month“ daher – schöne Pedal Steel von Ben Peeler (Mavericks), und doch eher nicht Alt-Country. Ebensowenig „Backroom“, auch wenn Rhett Miller (Old 97s) Background singt: Erschütternde Einblicke, gehüllt in sanften Pop-Schleier. Was sollen Schubladen, wenn John Doe diesen Songs ihr Eigenleben einhauchen kann. Was meistens gelingt -jenseits von Smith und Parsons.
Nun wüsste ich nur noch gern, warum Joe Henry, der hier immerhin fünf der zehn Songs mitverantwortet, als einziger aus der Studio-Riege keinen Credit im Booklet bekam. Aber das ist dann eine andere Geschichte.