John Fahey – The Yellow Princess
Sein Schüler Leo Kottke war nicht der erste, der gern lockere und oft ziemlich erheiternde Anekdoten zur Entstehungsgeschichte seiner Kompositionen zum Besten gab. „Lion“ beispielsweise, für Faheys zweite Vanguard-LP „The Yellow Princess“ aufgenommen, handle von seiner Katze, die überfahren wurde. Was zwar nicht viel Erhellendes beiträgt, aber doch amüsant klingt Zeit seines späteren Lebens behauptete Fahey ja auch gern, dass Kottke, Louis „Moondog“ Hardin (ja, „der“ Moondog) und manch andere Kollegen die weitaus besseren Gitarristen (und er gar kein so großartiger) seien. Aber das darf man vielleicht doch unter fishing for compliments abhaken.
Passagen des dieser 1968er LP den Titel gebenden Instrumentals haben Kottke mehr als einmal bei Kompositionen für seine frühen Capitol-LPs inspiriert. Drei Jahre nach „The Transfiguration Of Blind Joe Death“ (Version 2) war das von Dr. Demento alias Barry Hansen coproduzierte „The Yellow Princess“ eine seiner zugänglichsten Platten. Country Joe McDonald hatte bei Vanguard dafür plädiert, ihm doch ein paar Platten zu finanzieren, was Sam Charters – nannte sich da Executive Producer – abnickte. Kostete ja auch next to nothing.
Manches klang hier wie Paraphrasen über unvergessene Motive in den Songs seiner Blues- und Folk-Idole, anderes so, als komponiere er das im selben Moment, in dem er das spielte. Sein Ausflug in die „konkrete Musik“ mit „The Singing Bridge Of Memphis Tennessee, Or Concerto For Guitar, Singing Bridge, Electric Bassoon And An Old Phonograph Record“ hört sich wie der Soundtrack zu einem imaginären Horrorfilm an. Faheys Kommentar in den Liner Notes damals: Pan verjagt den Mörder, aber die Stadt wird nicht erlöst Noch so ein Horror-Soundtrack: die „Raga Of The Inhabitants Of The Invisible City Of Bladensburg“, eine von zwei Aufnahmen, bei denen ihn Jay Ferguson und Mark Andes (Spirit) und Kevin Kelley (Byrds) begleiteten. Tod – die unumstößliche Tatsache des Lebens, die Fahey immer faszinierte – inspirierte ihn hier zu mindestens drei Aufnahmen, auch zum Requiem „March! For Martin Luther King“. Als ganz so furchtbar kann er den nicht empfunden haben. Das ist ein wunderbar heiteres Stück – nicht nur für Fahey-Verhältnisse. Nicht verkneifen mochte er sich da, ein paar von „Love In Vain“ entliehene Akkorde einzuflechten. Aber vielleicht war es auch ein Bukka-White-Song, der ihm dabei im Hinterkopf rumspukte. Er hatte den Blues-Mann auf seine alten Tage ja wiederentdeckt. Das letzte Stück, „Commemorative Transfiguration And Communion At Magruder Park“, ist diese Art von Instrumental, die Kottke dann einiges oder auch um vieles brillanter, virtuoser spielen sollte. Aber deswegen nicht unbedingt mit soviel mehr Gefühl Der zwischendurch verlorene Sohn hat es nach all den Jahren von Armut, Hunger und Krankheit mittlerweile zu Kult-Status gebracht Mit Platten wie dieser jetzt neu aufgelegten. Auch seine übrigen Aufnahmen sind jetzt wieder so gut wie komplett erhältlich. Und das ist, fallt mir ein, mehr, als man von einem Großen wie Bobby Darin trotz des Biopic von Kevin Spacey sagen kann!