John Hiatt :: Terms Of My Surrender
Noch ein fabelhaftes Rustikalwerk des Americana-Songschreibers
John Hiatt, der große Geschichtenerzähler und Meister des amerikanischen Liedes, legt sein 22. Studioalbum vor. Die eigene Stimme sollte im Mittelpunkt stehen, sagt Hiatt, aber auch die akustische Gitarre, die er hier durch einen Verstärker spielt – das ist das Fundament dieser rauen, oft am Blues des Südens orientierten Aufnahmen.
Schon im ersten Stück, „Long Time Coming“, steckt viel von der Klasse John Hiatts – der poetische Text über einen, der sein Leben wie ein heulender Wind lebt, Hiatts gutturale Erzählstimme, die brüchigen Southern Sounds. Lieblingsmoment: Wie nach dem zweiten Refrain das Schlagzeug mit einem großen Halftime einsteigt und dann ein Gitarrensolo nach allerschönster Crazy-Horse-Art abbrennt.
„Face Of God“ ist dann ein 12-Bar-Blues: Hiatt schwankt und presst die Worte fast wie Tom Waits heraus. Das Lied ist trunkener Southern-Gospel-Blues, der Sound in der Nähe von Buddy Millers Meisteraufnahmen für Robert Plant. Lieblingsmoment: Wie die Musiker durch die zweite Strophe torkeln, als wisse der eine nichts vom anderen – wenn eine Band so gekonnt an der kunsttötenden Präzision vorbeispielt, hat sie viel verstanden.
Die klassisch komponierte Midtempo-Folk-Ballade „Marlene“ schunkelt und summt romantisch. Lieblingsmoment: Wie im Mittelteil die Pedal-Steel seufzt und die ganze ungelenk-verzagte Verliebtheit des Liedes mit nur ein paar Noten vertont.
„Wind Don’t Have To Hurry“ steht auf einem geisterhaft gezupften Bürgerkriegsbanjo, Hiatt singt von Mord und dunklen Engeln in den Bäumen. Als das Schlagzeug einsetzt, klingt das Lied wieder nach Robert Plants Blues-Archäologie. Lieblingsmoment: Wie am Schluss die Mandoline ein Solo zirpt und das Playback darunter prustet und schnauft wie ein alter Mann.
Die Lieder, der Sound, das Gefühl: Hiatt hat mal wieder ein fabelhaftes Album gemacht.