John Meilencamp – Freedom’s Road

Die Straßen, auf denen John Mellencamp geht, waren noch nie mit Gold gepflastert. Im ersten Song „Someday“ wird gleich klar, dass sich das nicht geändert hat: „This is the road of madness and trouble/ And it’s paved with intolerance, ignorance and fear.“ The times, they are not changing. Mellencamps Musik ebenso wenig. „Freedom’s Road“ klingt genau so, wie man sich ein Mellencamp-Album im Jahre 2007 vorstellt, und das ist nicht schlecht, aber spannend ist es auch nicht. Richtig in Fahrt kommt er – wie auf seinen letzten Platten- nur selten, immerhin verzichtet er jetzt gleich auf pseudo-modisches Zeugs oder aufgeblasene Bläser und rockt einfach vor sich hin.

Die Texte kommen auch ohne Pomp aus, doch so wunderbar zynisch wie „Pink Houses oder so unverfroren leidenschaftlich wie „Hurts So Good“ werden sie nicht mehr. Mellencamp ist eben kein „American Fool“ mehr, er ist ja auch kein John Cougar mehr. Heute singt er etwas einfallsloser davon, wie es ist, ein Amerikaner aus dem Mittleren Westen zu sein, der sich zu benehmen weiß, aber einen starken Akzent hat. Der verantwortungsbewusst ist, aber auch einfach glücklich sein kann. „I’m an American/ And I wish you good luck with whatever you do.“ Schon verstanden: Es gibt auch Gute im Bush-Land. Subtilität war nie Mellencamps Stärke, aber ein bisschen besser war er darin früher schon.

Es muss doch einen Mittelweg geben zwischen ewig-kindischem Rockstarund nicht nur erwachsenem, sondern auch langweiligem Alten. Mellencamp ist 55, „Jack And Diane“ 25 Jahre her, kein Mensch erwartet noch ein richtiges R.O.C.K.-Album von ihm. Aber schön wäre es doch gewesen. Und manchmal geht es ja auch noch-. „My Aeroplane“ schrammelt wie in guten alten Zeiten, das Country-infizierte „Rural Route“ ist so unheimlich wie nachhaltig, bei „Ghost Towns Along The Highway“ unterstreichen die dezenten Streicher die Nostalgie, die resignative Traurigkeit. Meistens jedoch lehnt sich Mellencamp bei eher behäbigem Folk-Rock zurück, in der Woody-Hommage „Our Country“ und beim „Jim Crow“-Duett mit JoanBaez.

Es geht auf diesem Album freilich vor allem um ein großes Statement, und das ist das Störende. Wir wissen doch, dass Mellencamp Demokratie schätzt und Toleranz und Kleinstädte und soziale Gerechtigkeit und Freiheit. Er muss uns das nicht mehr mit soviel Nachdruck vorsingen. Der hidden track „Rodeo Clown“ ist trotzdem toll. Er hat den typischen Mellencamp-Schwung, bei dem man einfach mit dem Kopfnicken muss. Nicht nur wegen der Botschaft: „So you can feast on your stories but it won’t stop the bleeding/ When the truth is found the houses surely fall down/ There’s blood on the mouths of all liars/ The bloody red eyes of the rodeo clown.“ Obama, zu Hilfe!

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates