John Mellencamp – Cuttin‘ Heads

Für die einen war er der schlechte Springsteen, für die anderen der bessere Bon Jovi. John Meilencamp mochte weder das eine noch das andere sein, konnte sich aber nie so recht absetzen von den charismatischeren Kollegen aus New Jersey. Bodenständiger Rock’n’Roll war nun mal auch sein Metier, etwas anderes konnte und kann er nicht. Obwohl er es jetzt wieder einmal versucht. „Cuttin’Heads“ ist Meilencamps 16. oder 20. Album, je nachdem, welchem Plattenfirmen-Zettel man glauben mag – und das erste, seit er die 50 überschritten hat. Aber einen Mann, der schon einen Herzinfarkt überstanden hat, schockt dieses Alter nun auch nicht mehr. Mellencamp klingt jetzt jünger als vor ein paar Jahren – vor allem, wenn er sich nicht um Modernität bemüht.

Der Titelsong wirkt noch sehr bemüht. Chuck D rappt unvermittelt und relativ sinnlos dazwischen, und die Background-Sängerinnen kreischen „Hey o“, bis der letzte Nerv zerschmettert ist. Viel besser klappt dann die Zusammenarbeit mit Soul-Hoffnungsträgerin India.Arie bei „Peaceful World“ – die Melodie erinnert zwar verdächtig an „Son Of A Preacher Man“, funktioniert aber ausgezeichnet. Und den richtigen Text zur richtigen Zeit hatte Mellencamp auch endlich mal wieder: „It’s what you do and not what you say/ If you’re not part of the future then get out of the way.“ Das hätte ein Hit werden können, würden sich Meilencamps Landsleute zurzeit nicht lieber Whitney Houstons Version der „Star Spangled Banner“ kaufen. Mit simplem Patriotismus hat er es nicht so. Erzählte er früher von den „Pink Houses“, die in den Vorstädten den amerikanischen Traum zu verhöhnen scheinen, so singt er jetzt vom „Crazy Island“ – mit viel Zuneigung, aber nicht ohne Zweifel an seinem Land: „bur handguns and your heresies/ Don’t hold no responsibility/ In this land of easy millions.“ Man weiß nicht, ist es Angst oder freudige Erwartung, wenn er fortfährt: „Hey hey America/ It’s so thrilling to see you grow.“

Bloß mit den Liebesliedern hat sich Mellencamp diesmal anscheinend schwergetan. Trisha «arwood gelingt es nicht, „Deep Blue Heart“ den nötigen Schwung zu geben, auch „The Same Way I Do“ bleibt blass. Erst mit der Ironie kommt Schwung in die Sache: „Women Seem“ ist das Klagelied eines Schwerenöters, sarkastisch und sehr komisch: „Women seem to love houses/ 1 bought a couple for one or two/ Women seem to think all men are louses/ And I guess I think so too.“ Selbsterkenntnis ist der erste Schritt… Sie wissen schon.

Mellencamp hat ihn nach ein paar schwerfalligenjahren endlich wieder den Groove, der ihn auszeichnete, als er noch Cougar hieß. Wenn das so weitergeht, steht in einigen Jahren ein grandioses Album ins Haus. Uh-huh.

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