John Mellencamp

Life Death Love And Freedom

Concord

Es war ein weiter Weg, der von John Cougar und „Hurts So Good“ über John Cougar Mellencamp und „Rooty Toot Toot“ zu diesem Album geführt hat.

Beinahe hätte John Mellencamp es wieder vermurkst: Vor existenzieller Bedeutungsschwere musste er gleich auf die Kommata zwischen Leben, Tod und Liebe verzichten. Und doch sind ihm nun die Lieder geglückt, von denen wir so lange dachten, dass er sie in sich haben könnte.

„Scarecrow“ war schon 1985 nah dran, „Trouble No More“ hatte das Karstige und die Brutalität, „Rough Harvest“ den Sound, „Freedom’s Road“den Willen zur Radikalität.

Beinahe ist es eine Binse: Diese neue Platte hat T Bone Burnett produziert, und deshalb klingt sie einerseits fantastisch transparent und andererseits, als wäre sie eine Feldaufnahme aus dem Smithsonian Institute. Und das nicht nur auf der beigelegten Audio-DVD, die das von Burnett entwickelte und CODE (bloß in griechischer Schrift!) genannte System enthält.

John Mellencamp war nie so wortmächtig wie Bruce Springsteen, Steve Earle, Townes Van Zandt, Guy Clark, Rodney Crowell, geschweige denn Dylan. Doch für diese Songs ist das kein Makel: Die Sprache scheint aus dem Moder und Dunkel von hundert Jahren zu kommen. Knochentrocken spielen die Musiker mit viel Percussion, akustischen Gitarren, Bass, Melodica und Akkordeon.

Burnett selbst setzt die messerscharfen Licks der elektrischen Gitarre, Andy York bedient meistens die akustische. Sogar Dylans späte Nostalgie-Platten klingen nicht gespenstischer und grabesfinsterer als Songs wie „Longest Days“, „If I Die Sudden“ und „Don’t Need This Body“, die Mellencamps Familie begreiflicherweise zu Tränen rührten. Was dem Sänger hier mit dem begrenzten Umfang seiner Stimme gelingt, erinnert an ähnliche Mirakel von Ry Cooder, der seine Songs am besten selbst zum Leben erweckt.

Das Schönste ist, dass dieses lakonische, tief bewegende Album nicht an Americana-Monumente wie „Nebraska“ denken lässt. Langsam schlängeln sich die schlichten Lieder in unser tiefstes Bewusstsein: „This getting older/ Is a lot to go through.“ Niemand wird John Mellencamp noch Cougar nennen. (Concord/Universal)