Johnny Cash

American III: Solitary Man

Universal 2000

Das dritte Album gilt unter Musikern gemeinhin als schwierig – warum sollte es Rick Rubin und Johnny Cash anders gehen? Zumal der Bariton des Meisters nach dem Ausbruch seiner Nervenkrankheit schon mal hörbar ins Schwanken gerät. Wenn auch nicht wirklich fällt. Arrangements und Produktion suchen auf „Solitary Man“ den Mittelweg zwischen „American Recordings“ ‚und „Unchained“. Tom Petty ist wieder dabei (aber nur zwei Mal als Gastsänger und ohne seine Rhythmusgruppe), während die Heartbreaker Mike Campbell (Gitarre) und Benmont Tench (Klavier und Orgel) zum Stammensemble zählen, das durch Nashville-Fachkräfte wie Norman Blake und Randy Scruggs, Laura Cash an der oft präsenten Fiddle und Gäste wie Sheryl Crow am Akkordeon ergänzt wird.

Pettys „I Won’t Back Down“ zum Auftakt scheint wie maßgeschneidert für Cash, lässt aber in der Akustikvariante den Drive des Originals vermissen. Besser kommt er mit Neil Diamonds ähnlich gelagertem „Solitary Man“ von 1966 zurecht, für den es einen Grammy als „Best Male Country Vocal Performance“ gab. Bono hat sich wahrscheinlich in die Hose gemacht, als er zum ersten Mal die reduzierte Version von „One“ gehört hat. Sie bereitet hier den Boden für die stärkste Passage des Albums. Cash eröffnet sie mit einer eindringlichen Studie in Sachen Einsamkeit, wenn er Egbert Williams‘ uraltes Vadeville-Stück „Nobody“ ins 21. Jahrhundert schickt. Dann tritt Will Oldham an, um ein bisschen mit in den Abgrund zu schauen. Cashs und Oldhams mitreißende Version von „I See A Darkness“ klingt noch besser, als die Paarung auf dem Papier zu versprechen scheint. Schließlich sitzt der Alte bestens in Nick Caves „The Mercy Seat“ (während der Songautor selbst später als Duett-Gast auf „The Man Comes Around“ in Hank Williams „I’m So Lonesome I Could Cry“ einen eher unsicheren Stand haben wird). Doch diese Höhepunkte offenbaren auch die Schwäche von „Solitary Man“: Eine mutigere, entschiedener an Licht und Schatten orientierte Produktion hätte dem Album gut getan. So verpufft der Rest etwas, wenngleich Cash und Rubin durchweg wertiges und passendes Material auffahren, von David Allan Coes Tanya-Tucker-Hit „Would You Lay With Me (In A Field Of Stone)“ über Cashs eigenes „I’m Leaving Now“ (hier im zünftigen Duett mit Merle Haggard) bis zum abschließenden Folk-Standard „Wayfaring Stranger.“ Und Cash sagt dazu: „The future is not questionable, but for me it is a path of light.“ Höhepunkt: „I See A Darkness“ Erfolg: Platz 88 in den „Billboard 2OO“-Charts