Johnny Cash :: At Folsom Prison

Johnny Cash at Folsom Prison“ (Rogner S Bernhard, 23 Büro) von Michael Streissguth löst das Versprechen des Untertitels auf so detailverliebte wie unterhaltsame Art ein: „Die Geschichte eines Meisterwerks“. Bei aller Penibilität kommt das Atmosphärische nie zu kurz, Streissguths Schilderung der Ereignisse während des Auftritts ist lebendig, seine Analyse der Umstände luzid. Schön, dass endlich die maßgebliche Rolle Bob Johnstons hierbei gewürdigt wird, wie übrigens auch exkursiv in Bezug auf Dylans Bekehrungzum Nashvillianismus. Auch Cashs bedarfsabhängiger Image-Wandel vom jovialen TV-Entertainer zum Music-Row-Rebellen, vom religiösen Eiferer zum sozialkritischen Mahner und zurück wird beleuchtet. Ausführlicher noch in Streissguths eben bei Da Capo in aktualisierter und überarbeiteter Auflage erschienenem und ebenfalls sehr lesenswertem Buch „Johnny Cash: The Biography“. Eine Vita, die nicht zuletzt künstlerisch volatil war, was allzu gern unterschlagen wird. „Folsom Prison“ war ein Fanal, „San Quentin“ ein kommer zieller Triumph, Johnny Cash indes danach eine wandelnde, sich 25 Jahre lang wiederholende, immer müder werdende Legende. Damals, 1968, war er hellwach, drahtig, aggressiv, zornig und unsagbar cool. Man lasse sich das vom Autoren buchstabieren oder von den fantastischen Fotos erzählen, die allein schon den Preis des Bandes wert sind. 4,5 „Blues“ (Zweitausendeins. 15 Euro) von Bill Wyman mag nicht ganz so herrlich aufgemacht sein wie das etwas größerformatige, „Blues Odyssey“ betitelte Original, das farbensatte und übersichtliche Layout hat der Blues-Almanach jedoch noch immer. Und ist überdies fast geschenkt. Erhellendes über „Geschichte, Stile, Musiker, Songs & Aufnahmen“ auf 400 Seiten in Wort und Bild, kenntnisreich und mal mit schmunzelnder Lakonie, mal mit Elan zu Papier gebracht. Einen optimaleren Einstieg ins kulturprägende, sinnstiftende, schillernde Sujet gibt es nicht. 4,5 „The Kinks – A Rock’n’Roll Fantasy“ (Parthas, 20 Euro) von Peter Krause ist die wohlmeinende und gewiss nicht unsympathische Apologetik eines Fans, der die kreativen Durststrecken seiner Lieblingsband nicht über Gebühr schönschreibt, sondern lieber trotzig relativiert: „Wo ist der Dichter, Maler, Komponist, der zeitlebens inspiriert war?“ Gut gebrüllt, da möchte man ihm die etwas abenteuerliche Prämisse fast durchgehen lassen, wonach die Kinks „was ihren Einfluss und ihre Wirkung betrifft“ in „einer Reihe mit den Beatles und RollingStones stehen“. Ray Davies würde geschmeichelt abwehren. Diese spezielle Ambition hat er vor 40 Jahren aufgegeben. Schwarz-weiß-bebildert. mit Zeichnungen (!) illustriert, leider ohne Index. 4,5 „Celtic Crossroads – The Art Of Van Morrison“ (Sanctuary, ca. 18 Euro) von Brian Hinton abstrahiert weitgehend von der prekären Persönlichkeit des missmutigen Misanthropen und bietet stattdessen eine Werkschau, die natürlich alle Platten bis hin zu Bootlegs umfasst, aber auch Auftritte in Funk und Fernsehen sowie auf den Bühnen der Welt. Morrisons Musik mehr annotiert als seziert. Eine Fleißarbeit, 2,5 „Cat Stevens – Yusuf Islam“ «ocn/Hannibal, 23 Euro) von Albert Eigner ist ein Glied in der Kette der medialen Rehabilitierung eines Mannes, der dank des kurzen kollektiven Gedächtnisses nun wieder im Volksgaudi-TV auftritt und haufenweise Platten mit banalen Erbauungsliedern verkauft. Eigner, selbst Sänger einer Cat-Stevens-Tribute-Band, thematisiert im Interview zwar kurz die Ungeheuerlichkeit der Fatwa, gibt sich aber gern mit der Auskunft zufrieden, Islam habe die Aufrufe seiner geistlichen Obrigkeit, den Schriftsteller Salman Rushdie zu ermorden, nicht ausdrücklich unterstützt. Die notwendige nächste Frage, warum ersieh nie dagegen ausgesprochen habe, entfällt praktischerweise. Dafür gibt es wohlfeile Unterweisung in mittelalterlich-gottesfürchtiger Lebensführung. Beschämend. Gerade im Lichte neuerer Massenrückfälle in die finstere Zeit vor der Aufklärung. Cat Stevens machte einst ein paar recht gute Platten. „Welthits auf dem weg zu Allah“, weiß der Untertitel. Lässt sich auch als Warnung lesen. 1,5 „N.Y.C. ROCk“ (Sanctuary, caJSEuro) von Mike Evans ist eine Ode an den musikalischen Schmelztiegel New York, nach Stilistik sortiert und grob chronologisch reportiert; DooWop, Greenwich Village Folk, Underground/Velvets, Disco, Punk, No Wave, Avant, Alt.Rock. Interessant, dass die musikalische Entwicklung im Big Apple stets von unten angeschoben wurde und auf der Straße stattfand. Außer dem Auftrags-Pop der Brill-Building-Komponisten. Und dem letzten Phänomen aus NYC mit, nun ja, Weltgeltung: den Strokes. Die kannte jedes Kind in England, bevor die New Yorker Kids von ihnen Notiz nahmen. Dennoch prangt ausgerechnet ein Bild von ihnen auf dem Back-Cover. Scheinen mehr herzumachen als die Ramones oder Patti Smith, das wundert schon. Umfangreicher, informativer Anhang, 3,0 „Rare Record Price Guide 2008“ -oiamond Publishing, ca. 45 Euro) listet und bewertet auf 1400 Seiten mehr als 100 000 Platten, zuverlässig wie kein zweites Kompendium seiner Art, allerdings beschränkt auf UK-Veröffentlicnungen. Gehört zur Standardausrüstung, wenn es Lücken in der Plattensammlung zu schließen gilt. Und wer die nicht hat, ist nicht zu beneiden. 4,0

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