Johnny Marr + The Healers – Boomslang :: I Music / Pias

Sie haben es bemerkt, zurzeit sterben alle. Erster großer Schichtwechsel in der Rockgeschichte, und folglich rückt die nächstjüngere Generation in den Status der so genannten Altrocker auf, die von Jugendlichen ausgelacht und mit Joghurt-Gums beworfen werden. In England sind schon die Leute aus dem ersten, langen Sommer des Britpop dran. Viele von denen machen ja schon seit Jahren gesetzt klingende Platten, mittlerweile haben sie zusätzlich die angemessen väterliche Aura: Paul Weller, Richard Ashcroft, Ian Brown. Johnny Marr. Lebenslänglich Ex-Smiths-Gitarrist, reisender Gimmick-Gast für angesehene Freunde wie Pet Shop Boys und The The. Dieses Jahr erstmals mit eigenem Terzett und der schlechtesten Platte, an der er je mitgewirkt hat. Wie ich drauf komme: Würde die Monty-Python-Gruppe einen Britpop-Spottfilm drehen, würde die fiktive Band (sie hieße „Lager“) so klingen wie Johnny Marr + The Healers. Ein Destillat aus Dodgy, The Seahorses, Hurricane No. 1, all den verwechselbaren Losern, die wir an dieser Stelle immer wieder gern aufzählen. Bands mit teilweise prominente Mitgliedern, aber ohne Gesichter wie Albarn und Cocker. Oder (endlich kommt’s!) Morrissey. Es könnte kaum sinnfälliger sein: Hinter Marr trommelt bei den Healers Zak Starkey, nicht mal der langweiligste Beatle, sondern nur der Sohn des langweiligsten Beatle.

Marrs Songs sind wie vom Zufallsgenerator erstellte Phrasen-Abzüge, seine Riffs klingen wie der Biscuit-Blues, den ein Novize nach der ersten Gitarrenstunde bei Noel Gallagher spielt, die Platte enthält billige Sitar-Imitationen vom Keyboard und – als Ersatz für Spiritualität – rückwärts abgespielte Gitarrensoli. Sein Gesang ist okay, ansonsten legen die elf Stücke Zeugnis ab von der erschreckenden Ambitionslosigkeit eines Mannes, der mit 40 schon wie ein Rentner zu Werke geht und alles Geunke bestätigt. Wer ernsthaft hören mag, wie Johnny Marr auf der akustischen Gitarre Minute für Minute den gleichen, langweiligen Akkord spielt – ich hab dafür keine Zeit, ich muss Geld verdienen. Mach weiter, Johnny, bis zum Ruhestand. You just haven’t earned it yet, baby.

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