Johnny Winter – Johnny Winter/Life 1970 Royal Albert Hall
Zwei beachtliche frühe Alben von dem Winken Albino-Gitarristen Die Stimme war ziemlich gewöhnungsbedürftig, der Anblick des Sonne und grelles Licht eher meidenden Albinos auch ein wenig. Aber was der Mann an der National Steel Guitar an Bottleneck-Kunst vorführte, war schlicht phänomenal. Als Steve Paul ihm bei CBS für die damals (jedenfalls für einen unbekannten Blues-Mann) unerhörte Summe von 300 000 Dollar einen Plattenvertrag verschaffte, war der Name des texanischen Gitarristen prominenten Kollegen wie Mike Bloomfield längst geläufig.
Beim in Nashville mit seinem Trio aufgenommenen Debüt assistierten ihm Blues-Legenden wie der dicke Willie Dixon am Kontrabass und Walter „Shakey“ Horton an der Harmonika. Bruder Edgar und ein paar alte Kollegen schauten auch mal vorbei. Aber die Show gehörte Johnny W., der furios begann mit „T’m Yours And I’m Hers“, mit „Dallas“ Country Blues von erlesener Qualität bot, bei „Be Careful With A Fool“ B. B. King vorführte (oder dem mit so stupender Technik in nichts nachstand). Exemplarisch und spannend gelangen ihm auch andere Cover-Versionen wie die von „Mean Mistreater“, „Back Door Friend“ und „Good Morning Little School Girl“. Mit nur neun Aufnahmen und 34 Minuten ein sehr kurzes, aber auch kurzweiliges Vergnügen.
Andere Plattenfirmen legten damals nach und kramten aus den Archiven unveröffentlichte Aufnahmen hervor, die der Gitarrist (längst ein Veteran, hatte mit 14 zu spielen begonnen) im Lauf der 60er Jahre gemacht hatte.
Weshalb er bei „Second Winter“ die Marschrichtung dahingehend änderte, wo er mit Rick Derringer bald seine größten Erfolge feiern sollte. Mit Cover-Versionen von Little Richard und Chuck Berry-Klassikern wagte er erste Ausflüge in Rock’n‘ Roll-Land. So verstand er auch „Early In The Morning“. Absolut in Ordnung ging die Deutung von „Highway 61 Revisted“, auch wenn der Kollege Hendrix Dylan-Vorlagen doch origineller adaptierte. Der Titel des letzten Songs auf der dritten LP-Seite (vierte gab’s, aber die war „spiegelblank“) lautete „Fast Life Rider“. War autobiografisch und prophetisch.
Die Idee, ein bislang unveröffentlichtes Konzert vom April 1970, mitgeschnitten in der Royal Albert Hall, als Zugabe mit dieser Edition (3,5) zu liefern, war sowieso nicht abwegig. Damals ganz prominent an Piano und Saxofon mit dabei, spielte Bruder Edgar auch „Frankenstein“, während Johnny bei einer B. B. King-Nummer den Virtuosen raushängen ließ.