Jonathan Richman

Because Her Beauty Is Wild And Raw

Vapor

Es hat durchaus etwas Tröstliches, dass die Zeit selbst vor Jonathan Richman nicht halt gemacht hat. „We’ve been having fun all these yesteryears“, singt er jetzt mit auch schon 57 und sanfter Wehmut, „all the things we’ve been waiting for have already passed and gone by.“ Doch die Jahre sollen ja auch ein paar Vorteile mitbringen. „This Romance Will Be Different For Me“, glaubt der ehemalige Modern Lover- immer noch dabei, die Liebe zu lernen.

Platten machen kann er schon lange, auch wenn’s dann im Kern immer wieder dieselbe ist, die er mit seinem treuen Trommelbegleiter Tommy Larkins (früher bei Giant Sand) und wenigen Gästen hier und da und da auch noch quasi en passant aufnimmt. Beiläufig demonstriert er abermals solide Fremdsprachenkenntnisse („Es Como El Pan“, „Le Printemps Des Amoureux Est Venu“). Und natürlich ist alles Akustik-Geschrammel wieder work in progress, was eine gewisse Beliebigkeit erzeugt und uns auf „Because Her Beauty Is Wild And Raw“ eine neue Version von „Old World“ und gleich zwei von „When We Refuse To Suffer“ beschert.

Dieses lebhafte Anti-Prozac-Statement entspricht kaum dem Image des „ewiges Kindes“, als das Richman immer noch durch den Pop-Betrieb geistert. Hier scheint es allenfalls im Erstaunen des Titelstücks auf. Ungebrochen seine Faszination für die „Giganten von Schatten und Licht“. Nach „Pablo Picasso“ (dem frühen Klassiker) und Van Gogh erweist Richman hier mit „No One Was Like Vermeer“ dem nächsten Großmaler die Ehre.

Das ist ihm, klar, in Holland eingefallen, anderes in San Francisco, wo auch das Cover und die (fast) wesenlosen Schwarzweiß-Fotos fürs kleine Booklet gemacht wurden. Die einzige Party des Albums hat Richman ausgerechnet in Deutschland geschmissen, am Strand, aber es klingt eher schon wie der verkaterte Morgen danach, auch weil eine gewisse Suzanne Pieskar partout ein bisschen Klavier klimpern sollte. Das einzige Cover, „Here It Is“ von Leonard Cohen, passt besser zu Richman, als man vermuten könnte, und nach dieser Bilanz können nur noch letzte Dinge kommen: „As My Mother Lay Lying“. Es gibt Momente im Leben, da ist selbst dieser Jonathan Richman untröstlich. (Vapor/Rough Trade)