Josephine

Portrait

Embassy Of Sound And Media

Als Josephine Oniyama, kurz Josephine, im vergangenen Jahr ihr Debütalbum im UK veröffentlichte, gab es Applaus von allen Rängen. Von der BBC bis Jools Holland, vom Musikspezialisten bis zum Formatradiohörer – die heute 30-Jährige vereint ein ausgesprochen heterogenes Publikum hinter sich. Mit einem Album, das tatsächlich besonders ist: „Portrait“ klingt gleichzeitig alt und modern, verbindet Oniyamas liberisch-jamaikanische Wurzeln mit Northern Soul, Songwriter-Folk, Jazz und UK-Pop. Die Arrangements aus zerkratzten Gitarren, Retro-Souljazz und Weltmusikperkussion verbindet unter anderem Brian-Eno-Collaborator und Produzent de luxe Leo Abrahams zu einem kunstvollen, genre-übergreifenden Klangbild.

Doch das ist nur die Kulisse für die Sängerin. Josephine Oniyama singt trotz der relativ jungen Jahre mit der Größe und emotionalen Dichte einer alten Seele. Der aufrechte Tonfall in dem mit U2-Gitarren groß gemachten „The Last Minute“, die an Joni Mitchell erinnernden Phrasierungen des schwebenden „When We Were Trespassers“ (Co-Autor: Ed Harcourt), die ebenso anschmiegsame wie souveräne Melodieführung von „A Freak A“ (das auch aus der Feder KT Tunstalls stammen könnte): Josephine Oniyamas Gesang ist ein Glücksfall. Hören Sie nur mal die letzten beiden Lieder – der mit glockigen Saiten aufgehellte Blue Jazz „Pray That I Move“ und das zu Klavier und Streicherensemble wiederum Joni-Mitchell-artig gesungene „House Of Mirrors“. So viel Anmut und Würde hört man nicht oft.