Josh Ritter – The Animal Years

Propheten und eigene Länder, das ist oft keine spontane Liebe. Luka Bloom floh einst mit verschrammter Künstlerseele nach Übersee, weil er die ewigen Verweise daheim auf den großen Bruder Christy Moore nicht mehr aushielt. Josh Ritter reiste ein gutes Dutzend Jahre später in Gegenrichtung. Eine ausverkaufte Irland-Tour bescherte dem jungen Mann aus Moscow im US-Staat Idaho auf der Insel Starstatus und sogar eine Tributband, die mit seinen Songs durch Cork tingelte, als Amerika noch kaum den Namen seines talentierten Bürgers kannte.

Heute, nach 4/5-Sterne-Applaus und einigen Awards für „Hello Starling“, nach Konzerten mit Joan Baez, Liz Phair und Beth Orton, steht Ritter auch zu Hause in einer Reihe mit Ryan Adams, Pete Yorn und Jack Johnson. Hollywood-Beauty Keira Knightlev bekennt sich als Fan, und Regisseur Cameron Crowe nennt Ritters Musik eine Inspiration für seinen melancholischen Film „Elizabethtown“. Darauf läßt sich weiter aufbauen.

Album Nummer vier entstand im ersten Halbjahr 2005 in Chicago und Seattle unter der Ägide von Brian Deck. Und im folkigen „Girl In The War“ klagt sie gleich wieder zu Mandoline und Gitarre, diese schwermütige Hammond-Orgel. Wie schön, daß Josh aber nicht nur in traniger Tristesse badet. Viele Lieder dürfen im munteren Bumm-Tschick-Rhythmus seines Idols Johnny Cash traben. „Monster Ballads“ hat die ermutigende und vorwärtsweisende Attitüde, für die Springsteen geliebt wird. Was für herrlich alberne Huhuh-, Du-duh- und La-Ia-Gegengesänge gibt es in diesen elf Tracks zu hören. Und mit „Lillian, Egypt“ fahren wir euphorisiert in den, wenn es sein muß, auch ägyptischen Sonnenaufgang. „You need faith for the same reasons that it’s so hard to find“, predigt der Songwriter in seiner apokalyptischen Tirade „Thin Blue Flame“, gallig, ganz im Stile des Dylan von „It’s Alright Ma“.

Aber „The Animal Years“ gehört genau zu jenen kostbaren Platten, die eine Handvoll von Gründen schenken, dennoch vertrauensvoll in die Zukunft zu blicken. Sie sind wie ein wärmender Mantel. Sogar, wenn nicht alle Nummern zu Klassikern altern werden.

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