Kaizers Orchestra :: Violeta Violeta (Vol. 1)

Vorhang auf für die romantische Polkarock-Tragödie in drei Akten

Die Zeiten des zirzensischen Gypsy-Punk, mit dem vor zehn Jahren alles begann, sind beinahe vergessen. Kaizers Orchestra ist inzwischen zur relativ konventionellen Rockband geworden. Zwar lassen sie weiterhin osteuropäische Einflüsse in ihrer Musik erkennen, doch fügen sich diese mittlerweile bruchlos in das pompöse Klangbett. „Violeta Violeta“ bildet nun den Auftakt zu einer ehrgeizigen Album-Trilogie, die zu einer großen erzählerischen Einheit, ja zur romantischen Tragödie in drei Akten anwachsen soll.

Dass man sich an derartigen Indie-Oper-Experimenten mit Hang zur Theatralik leicht überheben kann, haben bereits die Decemberists mit „The Hazards Of Love“ bewiesen. Ihre norwegischen Kollegen machen es kaum besser und vernachlässigen im Dienste der übergreifenden Fabulierkunst gelegentlich die Eingängigkeit des einzelnen Songs. Allein das vor Kraft strotzende, gitarrenlastige „Diamant til kul“, das von Streichern eingeleitete, geradlinige „Tumor i ditt hjerta“ und die gefühlige Single „Hjerteknuser“ können auch Hörer mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne überzeugen. Ansonsten wirkt vieles anstrengend und angestrengt, verschnörkelt und verschlungen, hibbelig und aufgedonnert. Da wird gepfiffen, geschrammelt, getrötet und geklöppelt, bis selbst der ausgeglichenste Anhänger des progressiven Polkarock schließlich die Geduld oder zumindest die Übersicht verliert.

Abwechslungsreich ist das allemal, manchmal aber auch allzu originalitätssüchtig inszeniert. Immerhin: „Svarte katter & flosshatter“ klingt am Ende wie der Titelsong eines skandinavischen B-Movie-Ablegers von James Bond. Wenn der Däne Lars von Trier dafür die Regie übernähme, könnte es noch was werden mit der aufgebrezelten Tragödie. (Kaizerecords/Rough TradE) Alexander Müller

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