Kathleen Edwards – Asking For Flowers :: Bittersüß: Kämpferische Songs mit kompetenter Begleitung

Dass sie sich nach drei Jahren Hiatus „ehrliche und integre Geschichten“ vorgenommen hatte, ist null Anlass zu Sarkasmus. Gibt ja sonst so viel rückgratlosen Dreck für Millionen. Ihre elf Stories trägt die Kanadierin jedenfalls meist so tapfer wie kämpferisch vor, etwa „Oil Man’s War“. Mit der Nummer über Bobby und Annabel, die abhauen, um dem Irak-Krieg zu entgehen, wird sie in Nashville außer Tomaten wenig ernten, trotz aller scheinbar sehr verbindlichen Countryrock-Texturen. Auch „Alicia Ross“, das aus der Opfer-Perspektive geschilderte Drama eines vom Nachbarn gequälten und ermordeten Teenagers, dreht Unterstes nach oben, „I’m a girl with a forgettable face“, weiß Alicia bereits am Anfang.

Auch in „Sure As Shit“. „Run“, „Scared At Night“ und „Oh Canada“ geht es vor allem um Angst, um Tod und Mord, um Rassismus und Männlichkeitswahn.

Dennoch, eine humorfreie Suffragette ist die 29-Jährige aus Ottawa nicht. Gern würzt sie mit smarten Deftigkeiten. „F is my favourite letter, as you know“, bepöbelt sie ihn in der beherzt rockenden Tirade „The Cheapest Key“ und setzt sardonisch nach: „Here comes my soft side — and there it goes.“ All das schlaue Gedichte wäre aber nichts ohne hochklassige Kulisse. Echte Genre-Grenzerweiterungen sind Kathleen Edwards‘ Sache sicherlich nicht, im gegebenen Rahmen aber beweist sie Kompetenz. Großes Plus sind ihre Begleiter, unter ihnen Keyboarder Benmont Tench und Sheryl-Crow-Gitarrist Greg Leisz. Die agieren schön songdienlich, schnarren in „Oh Canada“ bissig wie Crazy Horse und gehen nur im leider überlangen „Goodnight, California“ mal ins Rampenlicht.

Das Hauptpfund ist aber Kathleens Stimme, bittersüß, rauchig und äußerst wandelbar. Sie hat mal die Intensität Lucinda Williams‚, mal das Gift Dolores O’Riordans (jodelfrei) und mal die Gefühligkeit Sinead O’Connors. Das ganze Album hat Whiskeytown-Produzent Jim Scott so emotional und authentisch ausgepegelt, dass keine Wünsche offen bleiben. Da, es ruft schon wieder aus dem Regal.

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