Kathleen Edwards – Back To Me

Die alternative Musikgemeinde von Nashville machte ihr schwer den Hof nach der Veröffentlichung ihres offiziellen Debüts „Failer“ (während frühe Fans das inoffizielle „Building 55“ längst bunkern wie einen edlen Tropfen zum Angeben), Daß sie dort dann bei den Americana Awards 2003 doch keinen Preis bekam, lag eigentlich nur daran, daß Kathleen Edwards die Ehre bzw. das Pech hatte, als Künstler bzw. Album des Jahres auch neben Johnny Cash nominiert gewesen zu sein. Der aber wurde gerade eine Woche vorher zu Grabe getragen.

Jedenfalls ist die kanadische Diplomatentochter der Versuchung nicht erlegen und hat „Back To Me “ wieder zu Hause in Toronto mit ihrer Band um den Gitarristen und Produzenten Colin Cripps eingespielt Dazu durften nur handverlesene Gäste stoßen, Pedal-Steeler Eric Heywood (siehe „Roots“), Sarah-McLachlan-Leihgabe Pierre Marchand sowie Benmont Tench, der seine Hammond durch Tracks wie „Independent Thief“ schleift wie ein Pferd den Karren durch den Schlamm. Jim Scott (Tom Petty, Whiskeytown etc.) mischte zusammen und ab.

In „Pink Emerson Radio“, dieser zauberhaften Metapher für alles Vergangene, vielleicht Vergessene und hoffentlich Vergebene, beschwört Edwards die „saddest colour of blue“ an den Wänden, die sich jetzt gerade im Feuer schwarz färbt Und meint damit auch den Zauber ihrer Stimme. Oder: eine Facette davon. Denn es ist eine Stimme, die mehr Blau-Töne kennt als das Meer oder Marc Chagall. Selbst wenn die Edwards ordentlich austeilt – und das tut sie in Songs wie „In State“ gern und gut und wortgewandt -, bleibt immer ein kleines Stück dieser Verletztlichkeit Die steckt selbst hinter dem vor Bravado strotzenden Titelsong, musikalisch mit Heartbreakers-Punch voll auf den Punkt gespielt, versehen mit der schönen Drohung: „1’ve got ways to make you sing my songs, ones I ain’t written yet“ Und das ist nur eine von vielen.

Dann aber liegt sie ganz bloß und verstört in der Sehnsucht von „Old Time Sake“. „Nothing in this town could ever change, except maybe new lines in your face“, singt Edwards, und im Booklet hängt dazu das alte Meerjungfrauen-Kleid an der Zimmertür. Durch die sie dann in „Away“ nur noch schwebt, einer Erscheinung gleich, auf und davon, nach „Somewhere Else“. Mein Gott, haben vier Bläser bei ihrer einzigen Einlage auf einem Album schon mal trauriger geklungen? Wahrscheinlich nicht.

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