Kevin Salem- Ecstatic

Also, Kevin Salem kann/ muss seine Karriere ja praktisch noch mal neu starten. Oder kann sich noch jemand daran erinnern, dass dieser Wahl-New Yorker aus Pennsylvania von den Lesern des US-ROLLING STONE einst zum „Best New Male Singer“ gekürt wurde? 1995 war das, im Jahr darauf erschien sein zweites und bisher schon letztes Album „Glimmer“. Genau: das mit dem Jungen und dem Fisch auf dem Cover.

Und dann? Kompass verloren auf dem Meer der musikalischen Möglichkeiten. Zu viele Platten gehört, die Selbstzweifel nährten. Dieses verdammte Gefühl, immer noch irgendwas besser/anders machen zu können. Womöglich hätte geholfen, was Lyle Lovett einst „the liberation of the deadline“ nannte. Nun aber!

Als wolle er sich der noch verbliebenen Gemeinde versichern, schiebt Salem gleich drohend eine Gitarre in die Kulisse von „1000 Smiles“, die später gar explodieren darf. Doch der Piano-Groove deutet bereits an, dass „Ecstatic“ nicht mehr das reine Gitarren-Brett ist, das – wie „Glimmer“-Tom Verlaine und Neil Young Konkurrenz machen könnte. Charakteristisch bleiben seine Licks zwar immer, ob im desperaten Schleicher „End Of The Addiction“ (den Salem, bisher vergeblich, für Marianne Faithful schrieb), im bluesigen Stop’n Go-Shuffle „Deep Dark Love“, zwischen den dominanten Beats von Jump“ und „Gold Diggers“, im Folk-Pop von „Kindness“, im akustisch-nebulösen „Home Again“, auch im WahWah-durchfluteten „Party Song“, der genau das nicht ist. Doch sind sie nurmehr eine Farbe unter vielen.

Straighter Rock bleibt die Ausnahme, auch wenn die immer noch ziemlich „Magnetic“ (Songtitel) daherkommt und ein gewisser Donovan den Sha-La-La-Hit-Kandidaten „The Medicine Down“ beehrt. Im etwas zu spekulativen Opus magnum „It’s Only Life“ hat dann sogar ein eher unbekannter Rapper namens Michael Jackson (sie!) seinen großen Kurz-Auftritt. Passt sogar.

Darüberhinaus kann man sich weiterhin darauf verlassen, dass der Mann überdurchschnittlich viele überdurchschnittliche Melodien mit einer Stimme singt, die ihn immer noch für Podest-Platzierungen qualifizieren sollte.

Welcome back, Mr. Salem!

Ein bisschen schneller darf s nächstes Mal aber schon gehen.

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