Kickbit Information – Bitkicks featuring Uli Trepte/Carsten Bohn
Das hier ist ein Krautrock-Werk von derart obskurer Pracht, daß es sich selbst Kosmos-Svengali R. LJ. Kaiser in seinen durchgeknalltesten Acid-Träumen nicht hätte ausmalen können. Nur drei Songs, aber insgesamt fast eine Stunde lang, am 22. Februar 1975 in einem Kaff mit Namen Graue aufgenommen – und dann verschollen und vergessen. Nun aber ausgegraben und mit Freude angetestet™ Neben den beiden Komponisten & Protagonisten U. Trepte (Guru Guru, Faust, Neu, Spacebox) und C. Bohn (Frumpy, Dennis, Bandstand) sind noch der Saxophonist/Flötist Willi Pape (Thirsty Moon), der Geiger Otto Richter und der Keyboarder Fritz Hegi mit von der psychedelischen Partie. Die ja eher eine Probe war, dann aber trotz fehlender Publikums-Schubkräfte – urplötzlich eine derartige Magie und Energie freisetzte, daß die fünf mitsamt ihrem Zwergschulhaus-Klassenzimmer abhoben. Obwohl die Session via Ghettoblaster mit eingebautem Mikrophon aufgenommen wurde, kommen besonders Schlagzeug und Baß infernalisch dominant rüber. Aber die Rhythmusgruppe war beim Spacerocken ja immer das Triebwerk, das Reisen mit kosmischen Distanzen erst möglich und faszinierend machte.
„Psychedelic Review“, „Schnellbedienung“ und „Hacksack-Serenade“ heißen die drei Stationen dieses Trips, und von Mal zu Mal geht es abgefahrener zu. Das Baß/Drums-Herz pocht mal methodisch-präzise, mal ekstatisch-entfesselt, das Piano behält meist Bodenhaftung, doch dafür dürfen Geige und Saxophon ausloten, wo die Grenze zur Kakophonie beginnt Nicht, daß diese jemals überschritten würde, aber die Exkursionen von Pape und Richter sprengen nicht selten alle Definitionen der Begriffe „wild“ oder „extrem“. Sagen wir’s so: Hawkwind klingen dagegen wie ein steinaltes Kurorchester.
Eine ganz kleine Warnung aber doch an all jene kosmischen Kuriere, die es jetzt sofort in den nächsten gutsortierten Plattenladen ihrer Wahl zieht: Das
Werk wartet ob der archaischen Produktionsweise nicht gerade mit jener keimfreien 48-Spur-Digital-Bombast-Klang-Opulenz der Modern-Talking-Perpetuum-mobile-Folter auf. Wahren Psychedelic-Gourmets aber dürfte dieses winzige Manko den Genuß sicher nicht schmälern. 3,0